INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber



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Waffen in Kinderhände geben

Edward Berge

Einführung

Menschen auf tieferen Entwicklungsstufen können Instrumente höherer Stufen verwenden, und das zu ihrem eigenen Vorteil. So kann ein machtorientierter, unterdrückerischer Tyrann zur Vernichtung seiner Gegner eine Nuklearwaffe gebrauchen, auch wenn solch eine Waffe innerhalb seines Kulturkreises niemals entwickelt werden hätte können. Daher sollte zur Gesundheit der gesamten Spirale solch eine Kultur daran gehindert werden, Nuklearwaffen zu bekommen, solange bis sie reif genug ist, sie verantwortlich zu gebrauchen.

Nicht nur technische Werkzeuge können missbraucht werden; auch Sprache und Ideen. Wilber schreibt in „Dekonstruktion des World Trade Center“:

In den letzten Dekaden haben die verschiedenen Gruppen, Parteien, Aufständischen und sogar Terroristen der Dritten Welt den postmodernen Sprachgebrauch der Amerikanischen Universitäten übernommen, um damit ihre Aktionen zu rechtfertigen. Das ähnelt den Berkeley Studentenprotesten der 60er..., als ein Bündel an wahrhaft postkonventionellen Idealen von Banden präkonventioneller, egozentrischer Terroristen missbraucht wurde, um aggressiv alles Konventionelle zu dekonstruieren. (2001, Teil I)

Wilber führt weiter aus, dass die Postmodernisten zumindest mitschuldig sind an diesem Missbrauch:

Die extremen Postmodernisten sind nicht die aktuelle Ursache dieser Verbrechen, aber sie sind mitschuldig, zutiefst mitschuldig. Die Liste dieser Schuld ist endlos—das heißt, die Liste der Boomeritis-Gelehrten mit philosophischem Blut an ihren Händen ist wahrhaft endlos: angefangen bei Heidegger – und sollen wir seine unheilige, nicht bereuende Komplizenschaft mit den Nazis hier erwähnen? (2001, Teil I)

Dies oben gesagte sollten Führungs-Coaches und –Trainer beherzigen, wenn sie integrale Ideen an Firmenbosse weitergeben. Menschen auf niedrigeren Entwicklungsstufen werden ganz selbstverständlich höherrangige Werkzeuge nur gemäß ihrem eigenen Verstehen gemäß anwenden. Michael Putz nimmt dazu Stellung, wenn das Ebenenkonzept des integralen Modells an Geschäftsleute weitergegeben wird:

Pragmatisch gesehen, ist der Blickwinkel der Stufenentwicklung ein fortgeschrittenes Werkzeug, das durch Coaches und andere Organisationsentwicklungsmanager primär dazu verwendet wird, ihre Entwicklungspläne zu verfolgen, er wird aber nur selten den Klienten selbst erklärt. Einer der Gründe dafür ist, dass verlässliche Auswahlinstrumente sehr rar sind und meist sehr aufwendig in der Handhabung. Überdies müssen solche Stufenentwicklungswerkzeuge mit großer Sorgfalt und Diskretion verwendet werden, da sie sehr verständlich die Frage nach potentiellem Missbrauch und falschem Verständnis aufwerfen. (2004)

Trotz Putz' Warnung ist das jedoch eher die Regel denn die Ausnahme. Beachten Business-Lehrer die Warnung oder stürzen sie sich kopfüber ins Vortragen der Stufenentwicklungsmodelle in Form von Wochenend-Intensivs oder einwöchigen Workshops? Und wenn sie das tun, welche Vorsichtsmaßnahmen bzw. Prüfungen werden angewandt, um sicherzugehen, dass die Information nicht missbraucht wird?

Kurz gesagt, dieses Essay behauptet, dass - ähnlich wie die Postmoderne mitschuldig darin ist, wie Terroristen ihre Sprache verwenden, um ihre Aktionen zu rechtfertigen – die Lehrenden im Integralen Business (und die integrale Bewegung insgesamt) noch mitschuldiger dabei sind, wie die Geschäftswelt ihre Sprache gebrauchen wird, da sie sie in Seminaren direkt an Firmenbosse weitergeben. Überdies hat eine integrale ethische Perspektive eine höhere Verpflichtung und Verantwortung, die über bloße Komplizenschaft hinausgeht.

Auf welcher Ebene ist Business?

Zuerst untersuchen wir den durchschnittlichen Entwicklungs-Schwerpunkt, an dem Business angesiedelt ist, um dann seine Stärken und Schwächen zu bestimmen. Es scheint Übereinstimmung darin zu geben, dass generell der Schwerpunkt von Business auf der Ebene von egoisch-rationalem Bewusstsein liegt, bei orangener Wertestruktur und aufkommender postkonventioneller Moral. Sein Bewußtseinsstand zeigt den Gebrauch von formal-operationalem Denken, kombiniert mit strengem Individualismus. Hochgehalten werden die Rechte des Individuums gegenüber den früheren mythischen Begriffen von starrem, herdenhaftem Verhalten in religiösem Kontext. Und zum ersten mal wird der Bewusstseins-Horizont der Aufmerksamkeit auf alle Menschen ausgedehnt, nicht nur auf die eigene ethnozentrische Gruppe beschränkt; es ist der Beginn einer weltzentrischen Perspektive, mit Freiheit für alle. Das führte zu den modernen Befreiungsbewegungen wie der Abschaffung der Sklaverei und gleichen Rechten für Minderheiten und Frauen.

Der Einfachheit halber, verwende ich für die Beschreibung des durchschnittlichen Schwerpunkts die Farbskala von Spiral Dynamics, auch wenn selbige technisch gesehen die Wertelinie der Entwicklung beschreibt. Hier einige Qualitäten der orangenen Stufe nach Wilber (2001, Teil I): Individualismus; individuelle Ungebundenheit und Freiheit; Kapitalismus als System von Handel, Produktion, Erneuerung und Fortschritt; Säkularismus; Verstand; freier Markt; Welthandel. Wilber beschreibt den weltzentrischen Aspekt der orangenen Stufe in Sidebar C:

Mit dem Auftauchen des formal-operationalen Bewusstseins (formop, reflexiv, abstrakt-universal), kann ein Mensch beginnen, „die Regeln zu regeln“, die Gesetze und Rollen der Gesellschaft zu reflektieren, und sich dadurch bis zu einem gewissen Grad erheben – dadurch bewegt sich das Bewußtsein von ethnozentrisch zu weltzentrisch, von konventionell zu postkonventionell. Das ist ein großer und erhebender Fortschritt, den die westliche Aufklärung in großem Maßstab herbeigeführt hat, auch wenn sie nicht immer seinen Verheißungen nachgekommen ist. (2002)

Die weltzentrische Würde dieser Ebene wurde dazu verwendet, um die Idee zu verteidigen, dass Business seine Arbeitskräfte nicht benachteiligen oder gar ausbeuten würde, da er ja Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle wolle. Manche argumentierten, Business bekäme seinen üblen Ruf nur durch die 1st-tier (primärschichtige), pluralistische Entwicklungsebene der grünen Werte, die Business ungerechtfertigt attackiere und seine dahinterliegende weltzentrische Würde nicht sähe. Dieses Argument vergisst, dass jede Ebene nicht nur ihre eigene Würde besitzt, sondern auch ihre eigenen Begrenzungen und Katastrophen hat, das gilt also auch für die Ebene, auf der Business residiert. Ebenso ist es blind dafür, dass orangenes Business nur ein im Entstehen begriffener Blickwinkel ist, und es verlangt nach Wachsen und Entwicklung, um Reife zu erreichen.

Wilber stellte fest, dass mit der orangenen Ebene als kulturellem Schwerpunkt auch die Reduktion der inneren Tiefe zugunsten äußerer Spanne einherging. Während die Aufklärung die Wertesphären von Moral, Kunst und Wissenschaft differenzierte, versäumte sie nicht nur ihre Integration, sondern reduzierte sie alle auf den bloßen materiellen, äußeren Fokus der Wissenschaft. (Wilber, 1996, S. 280). Das führte zu instrumenteller Rationalität auf industrieller technisch-ökonomischer Basis, die nur die äußeren Sphären gelten ließ, also Flachland. Als Ergebnis eintstand ein „entmenschlichter Humanismus“, in dem die Menschlichkeit selbst zum Objekt wissenschaftlicher Forschung wurde. (Wilber, 1996, S. 264-270). Die Kluft zwischen innerem und äußerem hinterließ ein vereinzeltes Subjekt, getrennt von der Natur, das versuchte, letztere als Objekt zu dominieren und kontrollieren. (Wilber 1996, S. 280). Doch nicht nur die Natur wurde objektiviert und manipuliert; so auch die Menschen und alles andere.

Wilber diskutiert einige der Katastrophen der Moderne (der orangenen Ebene) und die Weise, wie sie durch die Errungenschaften der Postmoderne (der grünen Ebene) korrigiert wurden:

Jedoch die formale Stufe ist sicherlich nicht die höchste Ebene des Bewusstseins. Dahinter liegen die postformalen Entwicklungen, deren erste die pluralistisch-relativistische Ebene bildet. Wobei formop (formale Operationalität) nur die Natur eines wahrhaft universalen Systems erfassen kann, und dazu tendiert, es in statischer und einwertiger Weise zu sehen, gleichsam als Zwangsjacke, innerhalb derer alle lokalen Farben unterdrückt werden. Die abstrakt-statische Natur des Formalismus wurde oft kommentiert – eher negativ, was sicher verständlich ist (2002).

Und:

Aus diesem Grund sind postformale Entwicklungen so wichtig. Denn die pluralistische Stufe nimmt den Formalismus und zerlegt ihn in zahlreiche, multiple Systeme, jedes von ihnen in seinem eigenen Reichtum, lokalen Kontext, eigener Farbe und verschiedenem Hintergrund. Das ist zweifellos die Hauptwelle des multikulturellen Ansatzes, der Diversitätsbewegung, und des Postmodernismus im allgemeinen. Sie bewirkt die Fähigkeit, multiple Perspektiven einzunehmen und sie alle mit Feingefühl und Achtsamkeit wertzuschätzen. (2002)

Daraus ist klar, dass der typische Ansatz von Business seit Beginn einer weltzentrischen Perspektive funktionieren kann, die ihn allerdings auch limitiert auf abstrakte, statische und einwertige Weise, bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Diversität. In seiner Kindheitsphase muß er einfach scheitern am „hohen Ziel“ einer reifen weltzentrischen Perspektive, die die Weiterentwicklung zu einer pluralistischen Sicht erfordert. Während letztere ihre eigenen Errungenschaften und Katastrophen aufweist und selbst auch noch keine reife, weltzentrische Sicht ist, so hat sie doch den Grad an Einschließung erweitert, der durch die typische orangene Business-Version noch ignoriert wird.

Ein anderer desaströser Ausdruck der orangenen Ebene ist seine Verwendung von Kriegs-Metaphern im üblichen Business-Jargon: „Bei vor-orangenen Memen ist Gewalt (oder die Androhung von Gewalt) fast der einzige Weg zur Beendigung von Gewalt. Bei orange, verlagert sich der Kampfraum vom physischen zum ökonomischen Krieg, und das Schlachtfeld verlagert sich zum Konferenzraum des Aufsichtsrates – selber Krieg, unterschiedliche Mittel“ (Wilber, 2001, Teil I).

Diese Gleichnis betont die Gewinner, die die Verlierer besiegen müssen, aus einem pur materiellen Ziel heraus: Geld. „Jemand in orange ist ein Sklave seines Profitzwangs (Wilber, 2001, Teil II). „Und Profite sind für die Gewinner, in diesem Fall für die Anteilhaber der Firma. Die Profite werden nicht fair an alle Beteiligten verteilt, sondern unproportional an die Kapitaleigner. Es gibt eine klare Trennung von Arbeit und Kapital und Arbeit wird ausgebeutet, um das Kapital der Investoren zu erhöhen. Business ist so darauf konzentriert, maximalen Profit durch minimale Investitionen zu erzielen, dass es oftmals jedes Gramm Arbeit aus seinen Mtarbeitern herausquetscht, im Namen von Produktivität und Effizienz. Dieser Blick sieht keine anderen Faktoren als seine rationale Flachlandperspektive, wie die Grade von Arbeits-Stress durch Überarbeitung und minimale Löhne. Management sorgt sich typischerweise mehr um Computersysteme als um menschliche Arbeit. Doch das ist konsistent innerhalb der Flachlandperspektive, die nicht die inneren menschlichen Elemente ihrer Arbeitskräfte sehen kann.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es zu erwarten, dass Business-Führungskräfte, gleich welche Instrumente ihnen auch gegeben werden, sie nur für die oben beschriebenen Ziele einsetzen werden. Innerhalb einer integralen Perspektive müssen Fragen wie die folgenden gestellt werden: Wollen wir zur Ausbeutung von Arbeit beitragen? Oder wollen wir anstelle dessen dem Business helfen, diese Begrenzungen zu verstehen und zu einer höheren Weltsicht heranzuwachsen, die diese Ungerechtigkeiten ausspricht? Sind wir so darauf konzentriert, unsere neu gefundene integrale Perspektive mitzuteilen, dass wir sie dem Business schon verkaufen wollen, bevor es dafür fähig ist? Oder sollten wir uns stattdessen darauf konzentrieren, Führungsmodelle bereitzustellen, die eher für seine Ebene geeignet sind, indem sie die Bewegung zur nächsthöheren Ebene inspirieren, und einige seiner inhärenten Begrenzungen anzusprechen?

Das gesagt, wie können wir dann Business von einer integralen ethischen Perspektive aus weiterbilden? Wie verstecken wir unser Licht nicht unterm Scheffel, und liefern doch zugleich Informationen und Werkzeuge, verantwortungsbewusst im Kontext einer integralen Perspektive? Dieses Essay schlägt zumindest zwei Bereiche als erste Schritte in diese Richtung vor: Verwendung eines umfassenderen Business-Weiterbildungsmodells, und Entwicklung eines integralen Codes für Ethik im Business. Ein dritter Vorschlag – Gründung einer integralen Business-Vereinigung, die 1) das Training, Testen und Zertifizieren von Business-Ausbildnern überwacht, und die 2) den Ethik-Code durchsetzt – wird in einem weiteren Essay behandelt werden.

Ein umfassenderes Ausbildungs-Modell

Seit den Anfängen der Human Potential Bewegung ist es Mode geworden, Menschen in Wochenend-Workshops weiterzubilden, oder in einem einwöchigen Intensiv-Workshop – wenn man „wirklich ernsthaft“ sein möchte. Offensichtlich ist diese Möglichkeit ist eine große Hilfe für einen langfristigen, disziplinierten Fortbildungsprozeß, ähnlich so wie ergänzende Vitamine wichtige Beifügungen sind für eine ausbalancierte, wertvolle Nahrung. Unglücklicherweise werden in diesem quick-fix-Taumel zur Erleuchtung die Ergänzungen mit der eigentlichen Nahrung verwechselt. Manchmal ist die gesamte Ausbildung nur eine Folge von Wochenend- oder einwöchigen Workshops, und das Paket einer langfristigen, konsistenten und fortschreitenden Ausbildung fehlt zur Gänze. Kann man nur Vitamin-Ergänzungen essen statt Nahrung? Sicher nicht. Doch offensichtlich klappt diese Erkenntnis nicht, wenn es um integrale Business-Ausbildung geht.

Erwiesenermaßen hat sich in den letzten Jahren innerhalb der Human Potential Movement diese Erkenntnis herauskristallisiert. Viele haben erkannt, dass ein langfristiger, disziplinierter und fortschreitender Weg nötig ist, um anstelle von nur zeitlich vorübergehenden Erfahrungen weiterzugehen zu höheren und dauerhaften Entwicklungsstufen. Wilber stellte fest, dass ein langfristiges Meditationsprogramm einen Übenden um zwei Entwicklungsstufen voranbringen könne – in beschleunigter Geschwindigkeit. Doch er warnt auch davor, dass kurzfristig es nur dazu führen wird, auf der gegebenen Ebene effizienter zu funktionieren, also nur translativ zu wirken. Und weiters bemerkte Wilber, dass zu Beginn einer Meditationspraxis es jemand nur dazu bringen wird, ein „besserer Killer“ zu sein, wenn das gerade dessen aktuelle Ebene ist. (Walsh & Wilber, 2004).

Angesichts dieser Begrenzungen eines kurzfristigen Tranings haben Leonard und Murphy einen langfristigen Ansatz entwickelt namens integrale transformative Praxis (ITP); diese befürwortet langes Training in vielen Linien, Ebenen, Typen, Zuständen und Quadranten, um umfassendes Wachstum und Entwicklung zu erleichtern. Sie bemerken:

In einer Kultur, die verseucht ist mit den Verheißungen von quick-fix, instant Erleuchtung, und schnellem Lernen, ist es schwierig, die wohl bedeutendste Lektion zu akzeptieren, die aus den zwar kraftvollen, aber nur kurz dauernden Erfahrungen gezogen werden kann: jede signifikante langfristige Veränderung benötigt auch langfristige Praxis, sei es jetzt ob die Änderung das Geigespielen ist oder die Veränderung zu einem offeneren, liebevolleren Menschen hin. Wir alle kennen Menschen, die sagen, sie wären dauerhaft verändert worden durch die Erfahrungen eines Augenblicks oder eines Tages oder eines Wochenendes. Aber wenn du nachfragst, so wirst du meist erkennen, dass diejenigen, die schließlich dauerhaft verändert blieben, auch beträchtliche Zeit darauf verwendet hatten, sich für diese lebensverändernde Erfahrung vorzubereiten, oder sie praktizierten das neue Verhalten auch danach noch kontinuierlich und gewissenhaft. (1995, S. 6-7)

Dieses Essay vereint die ITP-Methodologie mit den zwar richtigen, aber nur partiellen traditionellen Ausbildungs-Methoden, um Lösungen zur Verbesserung einiger der inhärenten möglichen Disaster vorzuschlagen, die Business höchstwahrscheinlich anrichten wird, wenn ihm integrale Werkzeuge und Wissen in die Hand gegeben werden.

Ein Hauptprinzip im öffentlichen Erziehungswesen ist Evaluierung und Beurteilung. Auf jeder Entwicklungs-Ebene wird getestet, um zu sehen, dass der Stoff genügend erfasst worden ist, um zur nächsten Stufe bzw. Ebene aufzusteigen. Beurteilung findet ebenso vor der Aufnahme in den Lehrgang statt, wenn der SAT erforderlich ist, um die notwendigen Basis-Fähigkeiten zu evaluieren. Dessen Erweiterung findet beim Ansuchen um graduierte Studien statt, wenn das GRE und andere Prüfungen Verwendung finden. Auf jeder Stufe der Ausbildungs-Entfaltung findet Beurteilung und Evaluierung statt, sodaß angemessenes Wissensmaterial assimiliert wurde, aufbauend auf dem vorhergehenden Material, in einer Holarchie der Ausbildung.

Im Fall der Business-Ausbildung ist es eine etwas andere Geschichte. Die meisten Business-Führungskräfte haben bereits Studienlehrgänge absolviert und dabei zumindest einen Bachelor's Abschluß erreicht, und beherrschen somit die Basisfähigkeiten der auszubildenden Kompetenzen. Doch aus integraler Perspektive wurden nur ein Bruchteil der verschiedenen Linien entwickelt, und diese nur in der üblichen, kognitiv ausgerichteten öffentlichen Ausbildung, und meist nur bis zum formal-operationalen Grad. Andere Linien, im besonderen die moralischen und interpersonellen, sind typischerweise unterentwickelt, und diese sind aber ausschlaggebend für manche der oben erwähnten Themen. Daher würde integrales Business-Training eine umfassende Evaluierung und Beurteilung von Führungsqualität mit Hilfe von anerkannten Methoden erfordern (z.B. Piaget für kognitive, Kohlberg für moralische Fähigkeiten, etc.). Nur dann könnten angemessene Unterrichtsmaterialien in jeder dieser Linien bereitgestellt werden.

Es scheint, dass auch Teilnehmer vergangener integraler Business-Führungskräfte-Seminare „durchleuchtet“ worden sind. Doch worin besteht dieser „Screening-Prozeß“? Anzunehmen ist eine gewisse Bekanntheit mit dem integralen Modell, im speziellen mit Wilber's oder SDi's Version. Aber ist das genug für eine Durchleuchtung? Genügt es schon, dass jemand genug Geld hat für den Workshop? Rationalisierend könnte man annehmen, dass es Workshops „von 2nd-tier zu 2nd-tier“ (Sekundärschicht zu Sekundärschicht) wären, in der Annahme, dass sowohl Lehrer als auch Schüler diesen Grad erreicht hätten. Doch mit welchen Testmethoden würde das begründet? War es bloß die Bekanntheit des integralen Modells durch Bücherlesen? Oder durch Einschätzung der kognitiven Entwicklung? Wurden irgendwelche Tests nach Piaget durchgeführt um das zu untermauern? Heißt 2nd-tier (sekundärschichtig) bloß, dass jemandes kognitive Entwicklung bei integral-perspektivisch liegt? Es scheint, dass keines der obigen Kriterien sorgsam durchdacht wurde, und dass Bücherwissen und Geld die beiden Hauptkriterien bei der Auswahl sind. Das ist einfach nicht genug zur Evaluierung und Einschätzung in einem höheren ethischen Rahmen, um Missbrauch der Information zu vermeiden.

Wie schon zuvor erwähnt, erfordert der Ausbildungsprozeß langdauernde Disziplin und umfassendes Studium. Das kann zwar ergänzt werden durch Wochenenden oder einwöchige Workshops, doch es braucht eine allem zugrundeliegende fortlaufende Basis, um tatsächlich Menschen zu höheren Wachstums-Ebenen in den verschiedenen Entwicklungslinien zu bewegen. Der langfristige Weg muß einfach innerhalb eines integralen Business-Ausbildungsmodells angelegt sein. Es ist nett, wenn die Workshops zu Beginn als Einführung da sind, aber da muß es ein follow-up geben, langfristige Angebote mit Graduierungen oder Zertifikationen, die durch einen Prozeß rigoroser Prüfungen erhältlich sind. Zwischen Business-Ausbildnern und Business-Führungskräften muß es auch eine Art Verbindlichkeit geben Richtung langfristiges Wachstum, durch Verträge geregelt, geknüpft an periodische Überprüfungen, um die Anwendung der gelernten Ideen zu evaluieren. Wenn wir nur den Käufer entscheiden lassen, was er bekommt, weil es ja sein Geld ist (welche Ebene ist das?), wäre es dann auch ok, einem Kind eine Schusswaffe zu verkaufen, nur weil es Geld hat? Offensichtlich ist, dass in den beiden Bereichen Ausbildung und Ethik die Person mit dem Geld, also der Kunde, nicht immer recht hat: das ist eine Wertung, die nur dem orangenen Business inhärent ist. In Ausbildung und Ethik (aber auch in Bereichen wie der Psychotherapie) ist jemand anders die zuständige Autorität, die beurteilt und dem Empfänger sagt, was er braucht, und nicht umgekehrt. Da es um Ausbildung und Ethik im Business geht, benötigen wir den letzteren Weg. Wenn wir uns dem Business auf seiner eigenen Ebene nähern („Der Kunde ist immer König“), könnten wir meinen, wir „sprechen seine Sprache“ und hätten so einen Fuß in der Tür. Höchstwahrscheinlich werden wir aber dazu manipuliert, ihnen Waffen zu verkaufen, noch bevor sie verantwortungsbewusst gebraucht werden könnten, oder aber wir täuschen uns selbst und torpedieren unseren eigenen höheren ethischen Standpunkt.

Ethik

In Wilber's Beitrag „Der Krieg im Irak“ visioniert er, wie eine integrale Welt-Föderation aussehen würde. Gesetze würden erlassen aus der höchsten Ebene einer gegebenen Gesellschaft, und diese höheren Gesetze würden dann über allen niedrigeren Ebenen in dieser Gesellschaft stehen. Zum Beispiel ist Mord nicht erlaubt, auch wenn das perfekten Sinn ergäbe für jemand im roten Mem. Jedoch wenn wir bis zu gelb-integralem Gesetz aufsteigen, dann muß dieses auch Einschränkungen beinhalten für Ebenen höher als rot und blau und auch einschließend orange und grün.

Eine 2nd-tier (sekundärschichtige), integrale Welt-Föderation würde – in meiner utopischen Sicht – jedwedes first-tier (primärschichtige) Mem daran hindern, andere Bevölkerungsteile zu beherrschen, zu attackieren oder auszubeuten. Wenn nötig, so würde eine Welt-Föderation das auch unter Einsatz von Gewalt tun, genauso wie alle Demokratien heutzutage einen internen Polizeiapparat haben, um Mord, Vergewaltigung, Raub, Erpressung usw. zu verhindern. (Wilber, 2003)

Wenn man das auf Ethik anwendet, so ist es aus integraler Perspektive heraus unvermeidlich, ein orange dominiertes Business an der Ausbeutung von Arbeitern und Umwelt zu hindern. Klar gab es Fortschritte durch grüne Aktivitäten, z.B. Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf 8 Stunden, Sicherheit am Arbeitplatz, Minimallöhne und Gesetze gegen Kinderarbeit, Beschränkungen der Umweltbelastung etc. Weniger offensichtlich, aber gleichermaßen bedeutend ist die inhärente integrale Verantwortung, keine höherrangigen Werkzeuge an niedrigere Meme zu vergeben, die 1) nie auf ihrer niedrigen Ebene erzeugt werden hätten können, und die 2) unweigerlich für ihre eigenen weniger als integralen Zwecke interpretiert und verwendet würden.

In einem jüngst stattgefundenen Seminar des I-I über Ethik unter Walsh und Wilber (2004) (im weiteren hier als „das Seminar“ bezeichnet), bemerkte Wilber in seinen einführenden Worten, dass Ethik, innerhalb des Seminarkontexts, gleichgesetzt würde mit Moral. Er sagte, dass technisch gesehen die Ethik ein relativerer Begriff für eine spezielle Gruppe wäre, so wie berufsinterne Codes. Moral dagegen wäre mehr mit den universalen Stufen der Entwicklung verknüpft. Im Seminar wurde der Begriff „Ethik“ eher verwendet zur Umschreibung der letzteren moralischen Stufen.

Wilber führte weiter aus, dass Ethik zum ersten mal als stabile Entwicklungsstufe in der mythischen Phase aufgetreten sei. Aus diesem Grund hätte Ethik einen schlechten Ruf; sie kann als ethnozentrisch aufgefasst werden. Doch das heißt ja nicht, dass alle Ethik nur auf dieser Stufe vorkäme. Wie alle Entwicklungsholarchien, wächst auch Ethik weiter zu höheren und inklusiveren Perspektiven, mit zusammengehörigen Errungenschaften und Desastern. So lasst uns erst klären, worin eine höhere Ethik bestehen. Im Seminar erläuterte Wilber, daß ethische Praxis allein nicht unbedingt zur Erleuchtung führen muß, doch ohne sie ginge gar nichts - sie ist notwendig, aber nicht hinreichend. Erleuchtung sei die immer präsente Realisierung des "Dies ist es" in der Sphäre des Absoluten. Ethik bildet dabei die Struktur zur Manifestierung dieser Realisierung in der Sphäre des Relativen. Sie hilft bei der gesunden Übersetzung des Absoluten in das tägliche Leben. Sie läßt dich die Perspektive eines anderen aus liebevoller Umarmung erleben. Wie Wilber euphemistisch feststellt, ist Erleuchtung ein Zufall, doch angewandte Ethik macht dich anfälliger für diesen Zufall. Deshalb ist in den meisten kontemplativen Traditionen die Ethik eine der 3 Säulen der Praxis (die beiden anderen sind Meditation und Erwachen). Praktizierte Ethik ist essentiell, und diese Praxis entfaltet sich in der Aufwärtsbewegung der Spirale mit zunehmender Tiefe und Verantwortung.

Walsh stellte im Seminar fest, daß Ethik die grundlegende Praxis wäre, Ausgangspunkt und Eckpfeiler für alle anderen integralen Praktiken. Auf den postkonventionellen Ebenen ethischer Entwicklung wären wir nicht mehr an die konventionellen Regeln von richtig oder falsch gebunden. Ab nun wäre es eher eine bewußt gefühlte, intuitive Wahl, um angemessen auf jede Situation zu reagieren. Es wird eher zu einem spontanen Ahnen und Ausdrücken unserer wahren Natur. Deshalb nennt Wilber sie grundlegende moralische Intuition (GMI), da es für keinen Fall absolute Regeln gibt. Wilber brachte ein Beispiel: 10 Menschen in einem schiffbrüchigen Rettungsboot, das nur Platz für 7 hat - wer wird hinausgeworfen? Die GMI würde berücksichtigen, ob es einen Einstein und ob es einen Hitler unter den Schiffbrüchigen gäbe. Doch auch wenn es einerseits keine absoluten Regeln gibt, so scheint die GMI andrerseits solche universellen Kriterien zu haben: rette jene, die größere Tiefe aufweisen und für die Mehrheit der Gesellschaft eine besseren Beitrag liefern.

Doch die GMI wird durch die jeweilige Bewußtseinsebene interpretiert und wird daher den jeweiligen moralischen Status dieser Ebene widerspiegeln. Die typische Ethik des Kriegers z.B. wird die größte Tiefe nur für sich selbst erwirken, während der soziozentrische Standpunkt sich auf eine bestimmte Kultur bezieht. Der weltzentrische Standpunkt erstreckt sich auf alle Menschen, doch in der orangenen Flachland-Orientierung wird Tiefe auf monokausales Glück reduziert (typischerweise äußerer finanzieller Erfolg). Diese frühe Ebene der weltzentrischen Ausdehnung kann die verschiedenen Formen von Glück bzw. die unterschiedlichen Dimensionen an Tiefe noch nicht unterscheiden. Die integral-aperspektivische Ebene (gelb) kann diese Unterscheidungen bereits treffen. Doch auf dieser Ebene und auch bei den höheren danach muß sich die GMI weiterentwickeln, über die bloße Intuition in nur einem einzigen subjektiven Quadranten, oben links, hinaus. Eine vollständige Ethik-Theorie muß alle vier Quadranten umfassen. (Wilber 1995, S. 613 - 615). "Andernfalls werden wir schnell in Solipsismus und subjektiven Idealismus abgleiten, der massiv einhergeht mit dem hyper-agentischen, hyper-maskulinen, abgetrennt schwebenden Subjekt des fundamentalen Aufklärungs-Paradigmas (Wilber, 1995, S. 615)

Walsh wiederholte diese Idee im Seminar in der Feststellung, daß für postkonventionelle Ethik eine Gemeinschaft Gleichrangiger (peer-group) notwendig sei - Indem wir einander gegenseitig uns verpflichten und uns auch verantwortlich fühlen. In diesem Sinn ist Ethik nicht nur das, was jedes Individuum gerade für ethisch hält, nur auf individueller Moral basierend. Analog zu Wilber's Feststellungen zu integralem Gesetz und GMI, muß das in einer intersubjektiven kompetenten Gemeinschaft validiert werden, um die Universalien herauszufiltern, die in den Fall-zu-Fall-Situationen angewandt werden können. Daher wenden wir uns nun der gemeinschaftlichen ethischen Praxis zu, innerhalb eines beruflichen Ethik-Codes.

Ein ethischer Code

Kurz gesagt, formt die Art der techno-ökonomischen Basis einer Gesellschaft ihre verschiedenen Ausformungen in sehr starker Weise. Und so scheint es, dass in Marx' berühmtestem Statement darüber eine ausschlaggebende (wenn auch nicht vollständige) Wahrheit enthalten ist, im besonderen (umschrieben): „Nicht das Bewußtsein des Menschen bestimmt die Realität, sondern ihre ökonomisch-materielle Realität bestimmt ihr Bewußtsein.“ Das heißt, dass der Unten-Rechts-Quadrant (der die technisch-ökonomische Basis beinhaltet) ganz klar tiefgehenden Einfluß ausübt auf die Arten von Überzeugungen, Gefühle, Ideen und Weltanschauungen der Menschen. Für uns ist das selbstverständlich ein klarer Fall für AQAL – wir müssen uns nicht Marx' Tendenz zur Verabsolutierung des unteren rechten Quadranten anschließen. Zugleich ist es auch kaum möglich, den Einfluß des rechten unteren Quadranten auf die verschiedenen Formen des Bewusstseins und der Kultur zu überschätzen. (Wilber, n.d., excerpt A, Teil III, S. 1)

Man kann dieses Statement verwenden, um einen integralen ethischen Code zu schaffen, der sich im unteren rechten Quadranten niederschlagt, und dadurch strukturelle Richtlinien für jene zu liefern, die in der Business-Ausbildung arbeiten. Wir können gar nicht den „Einfluß überschätzen“, den dieser Quadrant bzw. dieser Code hat. Ein integraler ethischer Code wird einen notwendigen und wichtigen Einfluß auf diejenigen mit Erfahrung in der Business-Ausbildung ausüben, aber auch auf jene, die gerade erst dieses Feld betreten. Und erwiesenermaßen wächst diese Struktur aus den unten-linksseitigen, moralischen Werten, die wir entwickeln und auf die wir uns einigen müssen. Um über den bloß subjektiven GMI hinauszugehen, müssen beide unteren Quadranten bei der notwendigen Entwicklung eines integralen, professionellen Codes von Ethik im allgemeinen, und von Business-Ausbildung im besonderen, einbezogen werden.

Viele Organisationen entwickeln ethische Codes, um Verhaltensregeln zu setzen, die in Übereinstimmung stehen mit den allgemeinen Zweck-Prinzipien. So z.B. enthält der Ethik-Code der Akademie der Wissenschaften für Kriminalrecht (ACJS) in seinen Allgemeinen Prinzipien weit gefasste Richtlinien:

Mitglieder der Akademie sollen bei ihren professionellen Tätigkeiten das generelle Wohlergehen der Gesellschaft, der Individuen und der Gruppen anstreben. Mitglieder der Akademie sind besonders achtsam dabei, unethische oder gewissenlose Verwendung von kriminaljuristischem Wissen zu vermeiden. Sie sind sich des großen Schadenspotentials bewusst, das mit dem Studium des Kriminalrechts verknüpft ist, und sie gefährden ihre professionelle Arbeit weder zugunsten ihres eigene Vorteils noch des Vorteils für andere. (2000).

Das ACJS ist sich dessen sehr bewusst, dass Wissen eine vernichtenden Effekt auf die Gesellschaft insgesamt haben kann, wenn es inkompetent, unethisch oder gewissenlos verwendet wird. Während gewöhnliche Business-Praktiken durch die orangene Stufe nicht so bewertet werden, müssen wir von höchstem „Recht“ aus beurteilen, ob dies so ist, und in diesem Fall, von integraler Sicht aus. Während der ACJS-Code sich auch dem freien und offenen Wissens-Zugang verpflichtet, so muß auch eine Balance gegenüber dem möglichen Missbrauch vorhanden sein. Ein integraler ethischer Code würde ebenfalls nicht darunter bleiben.

Der ethische Code der Psychologischen Vereinigung in Amerika (APA) kennt auch die Notwendigkeit einer freien und offenen Ermittlung im Interesse der Gesellschaft:

Psychologen verpflichten sich, das wissenschaftliche und professionelle Wissen über Verhalten und Selbstverständnis und Meinungen über andere zu erhöhen; weiters verpflichten sie sich, solches Wissen dazu einzusetzen, die Bedingungen für einzelne Menschen, für Organisationen und die Gesellschaft zu verbessern. Psychologen respektieren und beschützen die bürgerlichen und menschlichen Rechte, sowie die zentrale Bedeutung der Freiheit der Ermittlung und des Ausdrucks in Forschung, Lehre und Veröffentlichung. (2002, Vorwort).

Aber er stellt auch den inhärenten Missbrauch des Wissens fest, wenn er davor warnt:

Psychologen nehmen von einer professionelle Rolle Abstand, wenn vernunftsgemäß persönliche, wissenschaftliche, professionelle, legale, finanzielle oder andere Interessen oder Beziehungen zu erwarten wären, die 1) ihre Objektivität, Kompetenz, oder Effizienz bei der Ausübung ihrer psychologischen Tätigkeit einschränken würden, oder die 2) die Person oder Organisation, mit der die professionelle Beziehung besteht, einem Schaden oder ausbeuterischen Verhältnis aussetzen würden. (2002, Sektion 3.06).

Zusätzlich zur oben erwähnten Verpflichtung, Schaden oder Ausbeutung zu verhindern, bezieht sich dieser Abschnitt des Codes auch auf mögliche Interessenskonflikte. Da Business ja für das Training zahlt, könnte auch Druck auf die Trainer aufkommen, ihm zu geben was es will – anstelle dessen, was es lernen sollte, aufgrund der Beurteilung. Wie schon oben festgestellt, heißt ein üblicher Business-Spruch, dass der zahlende Kunde immer recht behält. Aber in der Psychotherapie und in der Ausbildung gilt das nicht: Der Therapeut oder der Lehrer entscheidet darüber, was angemessen ist und wann es eingesetzt wird. Da Business-Ausbildung ein wenig von beiden dieser Berufe beinhaltet, müssen sie sich auch an diese generellen Prinzipien halten und dürfen nicht den Business-Kunden diktieren lassen, was sie erhalten – aufgrund finanzieller Belohnungen. Denn sonst könnten finanzielle Interessen als Einschränkung der Objektivität angesehen werden. Denn zuletzt würde man dann dem Business nach seinen eigenen Standards zustimmen, anstatt Ideale der höheren Ebene zu fordern.

Sobald ein Business-Ausbildner davon Kenntnis bekommt, dass sein Training mißbraucht oder fehlinterpretiert wird, muß er sich damit auseinandersetzen und tätig werden. In einem integralen ethischen Code sollte ähnlich wie im APA-Code enthalten sein: „Sollten Psychologen von Missbrauch oder Fehlanwendung ihrer Arbeit Kenntnis bekommen, so unternehmen sie angemessene Schritte, um diesen Missbrauch oder die Fehlanwendung zu korrigieren oder zu minimieren.“ (2002, Sektion 1.01). Die Verantwortung eines integralen Ausbildners hört nicht am Ende eines kurzen Workshops auf. Unter den gegebenen höheren Anforderungen eines 2nd-tier (sekundärschichtigen) Zugangs muß man sich durch ein kontinuierliches Ausbildungs-Modell darum kümmern, wie das Wissen verwendet wird, und Missbrauch mit allen verfügbaren Mittel verhindern.

Obiges sind nur einige erste Beispiele dafür, was in einem integralen Ethik-Code enthalten sein könnte. Der Entwicklungsprozeß für so einen Code erfordert intensives Studium und Arbeit durch zahlreiche Menschen, in einem intersubjektiven Rahmen von gegenseitigem Verständnis getragen. Dies wird hoffentlich dazu beitragen, dass dieser notwendige Prozeß begonnen wird.

Schlussfolgerung

Wenn wir darin scheitern, die oben ausgeführten Vorschläge umzusetzen, scheitern wir auch an unserer ethischen Verantwortung, Schaden für einen großen Teil der Menschheit, die Arbeitnehmer, zu verhindern. Wir sollten diejenigen, die wir lehren, sorgfältig beurteilen anhand eines weiter gefassten, langfristigen Ausbildungs-Modells. Wir sollten daran gehen, einen gemeinsamen ethischen Code zu entwickeln, der mehr ist als individuelle Intuitionen. Das muß kein rigider, dogmatischer Code sein, sondern ein lebendiger, atmender, sich immer weiter entwickelnder Code, der im Laufe der Zeit und Entwicklung sich entfaltet, ähnlich unserer Verfassung. Wenn wir in dieser Unternehmung scheitern, können wir nur hoffen, dass – das Zitat in der Einleitung umschreibend - zukünftig nicht einmal folgendes gesagt werden wird: „Und müssen wir noch die heute unrühmliche, gewissenlose Komplizenschaft der integralen Bewegung mit Business erwähnen?“

Übersetzt durch Walter Urbanek

Acknowledgments

Thanks to Eric Hornak for editorial assistance and being a competent and caring sounding board. Thanks to the teachers and students of the “Introduction to Integral” graduate course through Integral Institute and Indiana University of Pennsylvania for their discussion on this topic.

References

Code of Ethics, Academy of Criminal Justice Sciences (3/21/2000). Retrieved 11/26/2004 from http://www.acjs.org/pubs/167_671_2922.cfm

Code of Ethics, American Psychological Association (10/8/2002). Retrieved 11/26/2004 from http://www2.apa.org/ethics/code2002.doc

Leonard, G. and Murphy, M. (1995). The Life We Are Given: A Long-Term Program for Realizing the Potential of Body, Mind, Heart, and Soul. New York: Jeremy P. Tarcher/Putnam

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Edward Berge has been studying Ken Wilber and all things integral since 1998. He graduated summa cum laude with a BA in English Literature from Arizona State University and is a member of Phi Beta Kappa National Honor Society. By profession he has been a massage therapist and is currently a professional liability insurance underwriter focusing on medical malpractice. By avocation he is dancer, researcher, writer, and art and literary lover and critic. Edward can be reached at [email protected].