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Jeff MeyerhoffJeff Meyerhoff ist ein unabhängiger Gelehrter, der Philosophie, Politik, Mystizismus und Psychologie studiert. Er benützt Achtsamkeit und Psychoanalyse zur Selbstentwicklung. Er arbeitet als Sozialarbeiter mit Geistigbehinderten, sucht jedoch nach neuen Möglichkeiten einer Karriere. Er ist der Autor von Unverhüllter Ehrgeiz: Eine Kritik von Ken Wilbers Theorie von Allem, veröffentlicht bei Integral World. Sein Weblog kann gefunden werden bei philosophyautobiography.blogspot.com. Email at [email protected].


INHALTSVERZEICHNIS

Poststrukturalismus
und Postmoderne

Unverhüllter Ehrgeiz, Kapitel 7

Jeff Meyerhoff

Wilbers integrales Projekt kann als Reaktion gelesen werden auf das, was er als die fragmentierenden Wirkungen von Poststrukturalismus und Postmoderne ansieht. Wilber versucht, eine großartige kosmische Erzählung zu erschaffen, die die poststrukturellen Wahrheiten verkörpert, während sie nicht dem Relativismus und Nihilismus unterliegt, die er in der extremen Postmoderne diagnostiziert. Im Gegensatz zu seinem Versuch, eine großartige, alles umfassende Geschichte zu erschaffen, betonen Poststrukturalisten, dass die wesentlichen Unterschiede zwischen Menschen und Ideen durch summierende historische Meta-Erzählungen wie die von Wilber ausgelöscht werden. Durch das Herausziehen von einigen Konzepten, die mit einer poststrukturellen Perspektive verbunden sind und ihr Einfügen in die intergrale Synthese, vermeidet Wilber die grundsätzlichen Anfechtungen, die der Poststrukturalismus zu seinem System und zum Wissenserwerb im allgemeinen aufstellt. Wilbers Darstellung der Postmoderne ist abwechslungsreicher als sein Bild vom Poststrukturalismus, doch auch sie ist begrenzt. Er zeichnet eine Ansicht von der Postmoderne, als würde sie den Hochschulbetrieb und die Kultur dominieren, doch ich zeige, dass dies nicht der Fall ist.

Poststrukturalismus

Poststrukturalismus ist ein weiter Ausdruck für eine lose Zusammenballung von Theoretikern und Ideen, die in den Mittsechzigern begann als eine Reaktion auf den vorherrschenden Ansatz des Strukturalismus. Der Strukturalismus von Claude Levi-Strauss, Louis Althusser und Jacques Lacan selbst war eine Reaktion auf die subjekt-zentrierten Philosophien der Phänomenologie und des Existenzialismus. Strukturalismus ist eine soziale wissenschaftliche Methode, die die universellen individuellen und sozialen Strukturen aufdeckt, die Menschen unbewusst in ihrem alltäglichen Verhalten aufführen. Zum Beispiel können Mythen, die innerhalb einer gegebenen Gesellschaft erzählt werden, in ihre elementaren Teile aufgebrochen werden und die Beziehungen zwischen den Teilen werden aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen können dann kulturübergreifend verglichen und die tiefen Strukturen der Psyche der Menschheit können aufgedeckt werden.

Jacques Derrida wurde die Zentralfigur in der poststrukturellen Reaktion auf den Strukturalismus mit seiner Kritik an Levi-Strauss.[1] Seine dekonstruktive Methode nimmt genau die Idee ,,einer Struktur" auf und zeigt, wie sie auf Widersprüchen aufgebaut ist, die sie unterdrückt, um folgerichtig zu erscheinen. Das Konzept von ,,Struktur", wie alle Konzepte, leitet seine Bedeutung nicht von einer Selbstidentität ab oder einer Eins-zu-eins-Korrespondenz zu dem, was sie beschreibt, sondern von ihrer unterirdischen Beziehung zu dem, was sie nicht ist. Strukturen sind angeblich fixiert, bewegungslos und synchron, im Gegensatz zu ihren Gegenteilen wie etwa Geschehnisse, Spiel, Systeme und das Diachronische [das zur geschichtlichen Entwicklung einer Sprache Gehörende; d. Übs.]. Derrida pflegt jedoch zu behaupten, dass ,,Struktur" gerade ihren Sinn ableitet sowohl von dem, was sie ist, als auch von dem, was sie nicht ist. Für ihre Bedeutung ist sie von dem anderen abhängig.

Derridas anti-methodische Methode, d.h. eine Methode, die zum Aufzeigen dessen benützt wird, was bei den Methoden anderer Menschen problematisch ist, verschafft nicht ein klar geschnittenes positives Programm als Ersatz für das, was dekonstruiert wird. Gleichermaßen benützte Michel Foucault in seiner poststrukturellen Phase eine Methode des Schreibens der Sozialgeschichte, die eine Version der Vergangenheit erzählte, während sie gleichzeitig die Frage gerade nach der Möglichkeit einer Geschichtsschreibung erhob. Er übernahm Nietzsches Konzept der Ahnenforschung, um die komplizierten Rätsel und Wendungen aufzuspüren, durch die bestimmte Ideen und Praktiken hindurchgehen, wie sie jetzt diese oder jene Gruppe für ihre unterschiedlichen Bedürfnisse in Beschlag nimmt. Die Idee der Historie als Ahnenforschung unterminiert die positive Evolution und die Entwicklungslehre, die Wilber vorantreibt.

Die poststrukturelle Kritik behauptet eine Anzahl von radikalen Thesen: unterschiedliche Perspektiven sind nicht verträglich in einigen weiteren Systemen; keine unproblematischen intellektuellen Fundierungen validieren Wissensansprüche; die Naturwissenschaften bieten keine erkenntnistheoretische Gewissheit an; Wörter selbst - die Werkzeuge des Denkens und Schreibens - sind nicht transparente Fenster auf die Wirklichkeit; unser für Epochen selbstverständlicher Humanismus, der den ,,Menschen" in das Zentrum aller Dinge stellt, ist eine intellektuelle und historische Fiktion; und Meta-Erzählungen, die versuchen, die Historie der Menschheit oder der Existenz zu beschreiben, vernichten Unterschiede und sind ausschließend, während sie Integration und Einschließung ausposaunen.

Wilber weicht dieser Kritik aus und reduziert sie auf eine Idee, dass der Poststrukturalismus im wesentlichen mit seiner holarchischen Sicht übereinstimmt, weil ,,ein naher Blick auf ihre Arbeit zeigt, dass sie genau von einer Konzeption von Holons innerhalb Holons angetrieben wird, von Texten innerhalb von Texten innerhalb von Texten (oder Kontexten innerhalb von Kontexten innerhalb von Kontexten), und es ist das gleitende Spiel von Texten innerhalb von Texten, das die ,begründungsfreie' Plattform bildet, von der aus sie ihre Angriffe starten."[2] Wilbers ,,Kontexte innerhalb von Kontexten” - Refrain unterminiert die Radikalität der poststrukturellen Kritik. Poststrukturalisten zeigen gerade nicht, dass es immer Kontexte innerhalb von Kontexten gibt. Poststrukturalismus ist eine vielfältige Kritik, die das Wesentliche von Wilbers gesamtem System in Frage stellt. Sein System zeigt beispielhaft die intellektuellen Exzesse, gegen die der Poststrukturalismus ankämpft: die Zentralität des Menschen; das vereinfachende historische Geschichtenerzählen; der unproblematische Gebrauch der Sprache als transparenter Übermittler der Wahrheit; die behauptete Erschaffung eines einschließenden Systems von integrierten Teilwahrheiten, das die tiefen Unterschiede verleugnet; seine unerklärte Rolle als Erzähler der kosmischen Geschichte; die Überbetonung des subjektiven Reiches angesichts der Dezentrierung des Subjekts im Strukturalismus und der Dekonstruktion. All dies schneidet am Herzen von Wilbers Projekt, wenn er jedoch ab und zu den Poststrukturalismus erwähnt, wiederholt er ein ,,Kontexte innerhalb von Kontexten" - Mantra und begegnet jeder relativistischen Schwierigkeit, indem er sagt: diese ,,gleitenden Kontexte" gleiten in regulären Mustern.

Wilber zieht ein Stück der poststrukturellen Kritik heraus - die kontextualisierte Natur des Wissens - und re-interpretiert es auf eine solche Weise, dass er es als eine verbindliche Quelle benützen kann, die einen Aspekt seines Systems bestätigt. Das ergibt den Eindruck, dass er eine weitere Teilwahrheit in seine einschließende Synthese integriert. Damit vermeidet er die schwierigste philosophische Frage im gegenwärtigen Denken.

Konstruktivismus und Mystik

Die Betonung der Poststrukturalisten auf die Vermittlung von Wissen durch die Sprache hat einen intellektuellen Ansatz hervorgerufen, der Konstruktivismus genannt wird. Konstruktivismus schlägt vor, dass wenn Sprache unser Wissen von der Welt vermittelt und ein historischer Beitrag ist, sozial aufgebaut, kulturell variabel, dann können wir unser Wissen von der Welt als eine Konstruktion betrachten eher als eine Entdeckung dessen, was bloß da ist. Deshalb bezieht sich Wilber mitunter auf das ,,erschaffende/entdeckende" Wissen. Der Gebrauch des Wortes ,,erschaffend" ist sein Abnicken zu der poststrukturellen Kritik.

Der Konstruktivismus erschafft ein großes Hindernis für Wilber. Er muss in der Lage sein zu argumentieren, dass mystische Erkenntnis das Wissen des spirituellen Kerns der Existenz liefert. Dieser Geist ist die belebende Kraft und das Telos des Kosmos. Die Menschheit ist auf einer evolutionären Reise zu der Verwirklichung des Geistes. Die Offenbarung und Verkörperung des Geistes durch den Menschen würde der Höhepunkt der Ausfaltung des Kosmos sein. Die fortgeschrittensten vier Bewusstseinsstufen sind das angemessene Ausfalten der menschlichen Spiritualität, und sie gipfelt in der Verwirklichung des non-dualen Wesensgehalts der Existenz. Die tiefsten menschlichen Einsichten in die Natur der Wirklichkeit werden bestätigt, wie Wilber sie beschreibt, weil die getrennten mystischen Traditionen alle die gleiche Wahrheit am Kern der Existenz gefunden haben. Dieser Glaube an einen gemeinsamen Kern für die mystische Erfahrung ist der Teil der immerwährenden Philosophie, dem Wilber immer noch anhängt.

Die Philosophie der Mystik wurde durch viele Jahrzehnte von der Sichtweise der immerwährenden Philosophie dominiert. Mit dem Entstehen der linguistischen Wende im 20. Jahrhundert brachten Dekonstruktion und Konstruktivismus eine neue Kritik und ein neues Verständnis für die Philosophie der Mystik. Steven Katzs Mystik und philosophische Analyse[3] von 1978 ist die bekannteste Sammlung von konstruktivistischen Ansichten oder Sichtweisen gegen die immerwährende Philosophie. Konstruktivisten argumentieren, dass es die Sprache ist, die es uns gestattet, eine bewusste Erfahrung dessen zu haben, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen. Sprache entsteht aus sozio-kulturellen Kontexten, ein Aspekt davon ist die religiöse Tradition. Mystische Praktizierende sind eingebettet innerhalb bestimmter Weltanschauungen dieser religiösen Traditionen. Diese Kontexte bestimmen den Inhalt und die Form der mystischen Erfahrungen, die spirituelle Praktizierende haben. Im Gegensatz zu der immerwährenden Philosophie, die die Ähnlichkeiten bei offensichtlich unterschiedlichen mystischen Traditionen sieht, demonstriert der Konstruktivismus die wesentlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Traditionen durch eine nahe Analyse der Schreiben von mystischen Praktizierenden.

Während innerhalb des Hochschulbetriebs Katzs Buch gerade veröffentlicht wurde und sich die Philosophie der Mystik von der Tradition der immerwährenden Philosophie wegbewegte, machte Wilber außerhalb des Hochschulbetriebs sich selbst einen Namen mit seiner Aktualisierung der immerwährenden Philosophie in seinem erfolgreichen Buch Das Spektrum des Bewusstseins. Ein Teil von Wilbers Aufgabe in jenem Buch war die Auferstehung der immerwährenden Philosophie durch die Argumentation, dass die von den Mystikern der Welt berichteten unterschiedlichen Erfahrungen der Wirklichkeit tatsächlich auf die gleiche Wirklichkeit hindeuten und daher zur Bestätigung ihrer individuellen Annäherungen beitragen.Wenn alle Haupttraditionen dabei bleiben, die gleiche Wirklichkeit zu sehen, ist das der Beweis für die wissenschaftliche Validierung dieser Annäherungen. Der Konstruktivismus von Katz et alii steht Wilbers Validierung der Mystik als einer tatsächlichen Wahrnehmung der Wirklichkeit und als einem Gipfel für die Bewegung der Evolution auf die Manifestation des Geistes zu im Weg.

In zwei langen Fußnoten versucht Wilber heftig, die Konstruktivisten zu besiegen. Dabei dreht er sich selbst in ein solches intellektuelles Durcheinander, dass es schwierig ist, sein Denken zu entwirren. Das ist in sich selbst ein Anzeichen für Verwirrung, weil Wilber im allgemeinen ein deutlicher und folgerichtiger Schreiber ist; wenn sein Schreiben derartig verwirrt ist, dann ist wahrscheinlich irgend etwas nicht in Ordnung. Wilbers anfängliche Feststellung von Katz' Position ist meistenteils genau. Alle Erfahrungen werden durch die Sprache, den kulturellen Hintergrund, die mentalen Konzepte usw vermittelt. Da alle Erfahrung vermittelt wird, kann nicht behauptet werden, dass Mystiker eine direkte, unvermittelte Erfahrung der Wirklichkeit erlangen. Wilber zitiert Katz: ,,, Es gibt KEINE reinen (d.h. unvermittelten) Erfahrungen."'[4] Wilber lässt irreführenderweise aus, dass Katz aussagt, dass die vorherige Feststellung seine ,,einzige erkenntnistheoretische Mutmaßung" ist. [5] Katz behauptet nicht, dass es eine absolute Wahrheit ist. Weil er versäumt, das zu erwähnen, kann Wilber später behaupten, dass Katz in widersprüchlicher Weise aussagt, dass es absolut wahr ist, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt und verfängt sich damit in dem Paradox des relativistischen Selbstwiderspruchs.

Wilber überbetont ebenfalls den Grad, in dem Katz et alii kulturübergreifende Ähnlichkeiten nicht in Betracht ziehen. Er beschreibt ihre Positionen als ,,da kann es keine Gemeinsamkeiten (oder kulturübergreifende Ähnlichkeiten) in mystischen Erfahrungen geben." [6] Das ist eine zu starke Bemerkung über die Position der Konstruktivisten. Sie können sicherlich ,,Ähnlichkeiten" zulassen. Es sind Gleichheiten, von denen sie sagen, dass wir ihrer nicht sicher sein können. Wilber muss an diesem Punkt die konstruktivistische Position übertreiben, um sie später mit einem Argument abzufangen, das er ersonnen hat, um der ihnen in tendenziöser Weise zugeordneten Position zu begegnen, es gebe ,,keine Gemeinsamkeiten (oder kulturübergreifende Ähnlichkeiten").

Zu Beginn seiner Erwiderung versucht Wilber überraschenderweise, die Konstruktivisten auszukonstruieren, indem er behauptet, dass sie nicht weit genug gingen. Er sagt, sie machten eine Unterscheidung zwischen roher Erfahrung und wie sie vermittelt wird durch Sprache, Kultur usw. Weil jedoch ,,jedes Holon - und daher jede Erfahrung - immer bereits festgesetzt, vermittelt, kontextuell ist"[7], bricht die gesamte Erfahrung/Vermittlung - Dichotomie zusammen. ,,Alles ist immer bereits ein Kontext in einem Kontext.”[8] Wilber scheint zu sagen, dass die Konstruktivisten gerade beim Gebrauch des Konzeptes der Erfahrung ihre Behauptung einer totalen Vermittlung untergraben, weil nämlich alles Vermittlung sei. Diese Art von radikaler Dekonstruktion ist ziemlich suggestiv, es ist jedoch keine von Wilber übernommene Position.

Wilber startet dann in ein verschwurbeltes Argument, das in einem Widerspruch endet. Nachdem er gesagt hatte, dass ,,jede Erfahrung - bereits immer festgesetzt, vermittelt, kontextuell ist" und ,,Es ist nicht so, dass ,originale Erfahrungen' dahin gelangen, dass sie durch mentale Konzepte erneut bearbeitet werden; die originalen Erfahrungen sind nicht original,"[9] sagt er dann eine Seite später, dass ,,Kurzgesagt ist Erfahrung unmittelbares Ergreifen dessen, wovon auch immer vermittelte Kontexte gegeben sind, und deshalb ist alle Erfahrung sowohl rein (unmittelbar) als auch kontextuell”[10] Wilber behauptet widersprüchlich, dass einerseits Erfahrung vollends vermittelt wird und andererseits Elemente der Vermittlung und der Nichtvermittlung habe.

Wilber scheint zu denken, dass Vermittlung Trennung bedeute und wenn alles vermittelt wird, dann könnten wir nichts wissen ohne die Anwesenheit von Unmittelbarkeit oder der Berührung. Er schreibt: ,,Im Moment der Berührung gibt es keine Vermittlung; wenn es Vermittlung gibt, dann ist da keine Berührung."[11] Doch so muss man nicht über Vermittlung denken. Vermittlung wird allgemein verstanden als die Weise, in der wir wissen oder Dinge berühren. Zum Beispiel sind die Massenmedien der Filter, durch den wir die Nachrichten bekommen und gleichzeitig das, was uns davon abhält zu erfahren, was wirklich passiert.

Wilber belässt es dann bei dieser Angriffszeile und kehrt zu seiner alten Stützung des Arguments des Selbstwiderspruchs zurück. ,,Katz behauptet, dass alle Erfahrungen vermittelt sind und dass das für alle Kulturen wahr sei....so behauptet er, im Besitz einer nicht-relativen Wahrheit zu sein, die kulturübergreifend und universell wahr ist."[12] Wilber schlussfolgert, dass Katz sich, wie alle starken Konstruktivisten, selbst widerspricht. Diesem Argument kann jedoch leicht begegnet werden. Matthew Bagger argumentiert[13], dass Katz' ,,Behauptung" oder ,,Intuition" nicht als eine a priori Behauptung oder eine absolute Proklamation verstanden werden muss, die vor den Fakten gemacht wird. Sie kann verstanden werden als eine a posteriori Arbeitshypothese, die sich für ihre Gültigkeit auf die empirische Beweislage beziehen kann, die Katz als Unterstützung für seine Ansicht anführt. Die Arbeiten, die er in drei Anthologien des Schreibens über Mystik gesammelt hat, sind zum Teil ein Bemühen, die Wirksamkeit dieser Behauptung für mystische Studien aufzuzeigen. Wenn ein/e Gelehrte/r gegen die Ansicht der Konstruktivisten argumentieren möchte, muss er oder sie zeigen, wie diese empirischen Analysen von unterschiedlichen mystischen Texten fehlerhaft sind.[14]

Wilber verdreht dann dieses Argument in einer eigenartigen Weise, um eine sogar noch extremere Behauptung den Konstruktivisten zuzuordnen. Durch eine Anzahl von ungerechtfertigten Sprüngen im Argument behauptet er, dass die Konstruktivisten auf dem Standpunkt stehen zu verleugnen, dass ,,Individuen aus unterschiedlichen Kulturen (oder sogar aus der gleichen Kultur)....nicht einmal über irgend etwassprechen [können] .”[15] Weil die Konstruktivisten vertreten müssen, dass es keine ,transzendentalen Bedeutungsträger (signifieds)' gibt, d.h. keine gemeinsamen supra-linguistischen Übereinkünfte, die die Ankündiger (signifier) übersteigen (transzendieren), die wir in gesprochener und geschriebener Kommunikation benützen, können sie nicht für die Tatsache stehen, dass Menschen überhaupt kommunizieren, behauptet Wilber. Mit anderen Worten: da muss es einen trans-linguistischen gemeinsamen Grund geben, den Menschen gemeinsam haben - d.h. einen transzendentalen Bedeutungsträger (signified) - damit Menschen in der Lage sind, ihre eigene Sprache in die Sprache einer anderen Person zu übersetzen. Um das zu unterstützen, behauptet Wilber, dass sogar Derrida, der intellektuelle Vater des Konstruktivismus zugibt, dass es transzendentale Bedeutungsträger (signifieds) gibt. Das ist überraschend, weil es gegen Derridas berühmte Aussage gerichtet ist: ,,Es gibt nichts außerhalb des Textes'' - keine Bedeutungsträger (signifieds), die dem Spiel der Ankündiger (signifiers) entfliehen. Wilber ist sogar in der Lage, ein Zitat zu finden, wo er meint, dass Derrida die Existenz des transzendentalen Bedeutungsträgers (signified) bestätigt. In dem Zitat und seinem Kontext argumentiert Derrida jedoch klar für das Gegenteil dessen, was Wilber von ihm sagt. Er zitiert Derrida und fügt in Klammern hinzu: ,,Das hindert ihn [den transzendentalen Bedeutungsträger (signified)] nicht daran zu funktionieren und sogar daran, in gewissen Grenzen unverzichtbar zu sein. Zum Beispiel wäre keine Übersetzung ohne ihn möglich.''[16] Derrida scheint für die Notwendigkeit eines transzendentalen Bedeutungsträgers (signified) zu argumentieren, wenn jedoch die betreffende Seite in Derridas Buch, von der Wilber ihn zitiert, befragt wird, dann finden wir, dass das ,,er", von dem Wilber sagt, es beziehe sich auf ,,den transzendentalen Bedeutungsträger (signified)" sich tatsächlich bezieht auf ,,diese Opposition oder Differenz" zwischen ,,dem Ankündiger (signifier) und dem Bedeutungsträger (signified)".[17] Derrida zeigt tatsächlich seine Übereinstimmung mit Katz, als er im gleichen Abschnitt schreibt: ,,Ein ,transzendentaler Bedeutungsträger (signified)'....pflegt in seiner Essenz sich nicht auf einen Ankündiger (signifier) zu beziehen, pflegt die Kette der Zeichen zu überschreiten und pflegt selbst nicht länger als ein Ankündiger (signifier) zu funktionieren."[18] Mit anderen Worten: er ist außerhalb der verbalen Schleife. Es gibt keinen Weg, sich auf einen transzendentalen Bedeutungsträger (signified) zu beziehen, weil kein Ankündiger angeheftet werden kann. Das ist das gleiche Argument, das Mystiker bei der Aussage bringen, dass ihre transzendentalen Erfahrungen unbeschreiblich sind. Ihre transzendentale Erfahrung kann nicht in Worten ausgedrückt werden; ihr transzendenter Bedeutungsträger (signified) hat keinen Ankündiger (signifier). Katz schreibt: ,,Es wird sowohl nicht argumentiert, dass mystische Erfahrungen nicht geschehen oder dass das, was sie behaupten, nicht wahr wäre, nur dass es keine Basis für die Entscheidung dieser Frage gibt, d.h. zu zeigen, dass sie wahr sindsogar wenn sie in der Tat wahr sind." Die Mystiker mögen die Wirklichkeit berühren, wir sprachlich gebundenen Wesen können nicht wissen, ob sie es tun oder nicht.

Bei zwei weiteren Gelegenheiten wird Wilber Derrida in Anspruch nehmen, um Katz zu widersprechen und sich auf dieses eine falsch interpretierte Zitat beziehen als seine Rechtfertigung dafür, das zu tun.

Die Probleme, die Derrida für Wilber darstellt, gehen über seine irrtümliche Intepretation von Derridas Worten hinaus. An vielen Schlüsselpositionen im Text bezieht sich Wilber auf Saussures Unterscheidung zwischen dem Bedeutungsträger (signified) und dem Ankündiger (signifier) in der Annahme, dass diese Unterscheidung unproblematisch sei. Doch einer der wichtigsten dekonstruktiven Züge, die Derrida gezogen hat, ist es, gerade diese Unterscheidung zu dekonstruieren. Derrida schreibt: ,,Wenn der Unterschied [zwischen Bedeutungsträger (signified) und Ankündiger (signifier)] niemals rein ist, ist es die Übersetzung genauso nicht und für den Ausdruck Übersetzung würden wir den Ausdruck Transformation einsetzen müssen : . . . Wir werden es niemals zu tun haben und hatten es tatsächlich auch niemals zu tun mit einem gewissen ,Transport' von reinen Ankündigern (signifier) von einer Sprache zu einer anderen oder innerhalb ein und derselben Sprache, der das bezeichnende (signifying) Instrument jungfräulich und unberührt zurücklassen würde."[20] Mit anderen Worten: die von uns benützten gesprochenen und geschriebenen Wörter hinterlassen immer ihre Zeichen auf den gemachten Übersetzungen und wir gewinnen niemals eine reine unvermittelte Idee dessen, was der linguistisch Andere sagt. Genau wie Katz argumentiert.

Derridas poststrukturelle Kritik an Saussure ist für Wilber auf eine andere Weise problematisch. Seine Dekonstruktion gerade der Unterscheidung zwischen Signifier und Signified, die Wilber benützt, demonstriert, dass die beiden nicht wirklich unterschiedliche Gebilde sind, sondern notwendige Bestandteile von einander. Können wir uns ein Signified - ein reines Konzept - für sich selbst vorstellen? Denken wir an den Bedeutungsträger (signified) ,,Hund". Ist da nicht immer der Signifier - das Bild oder das Wort - ,,Hund" anwesend? Kann es andererseits einen Signifier ohne ein Signified geben? Man könnte sagen: ja, es gibt viele Signifier - gehörte oder geschriebene Wörter - von denen wir nicht die Bedeutung oder das Signified kennen; es gibt Signifier ohne Signifieds. Wenn wir dennoch dieses Wort im Wörterbuch nachschlagen, woraus besteht seine Definition - Bedeutung oder Signified - außer einem Haufen an Zeichen - Signifier und Signified - zusammengeschlungen? Daher ist die Bedeutung oder das Signified, die man nicht kennt, tatsächlich ein Haufen von Signifiers und Signifieds und keine reine isolierbare Meinung. Es ist nur ein Trick der Sprache, der einen das annehmen lässt, weil wir gewöhnlich sagen: ,,Ich weiß nicht, was dieses Wort bedeutet (kenne nicht sein Signified)". Das ist Derridas Kritik an Saussures Beschreibung des Zeichens und nur eines der Probleme, denen Wilber begegnet, wenn er sie in Anspruch nimmt.

Wilbers Transformation von Derrida in einen intellektuellen Verbündeten gegen die Beweislage gerade der von ihm benützten Zitate, um seinen Fall zu bestreiten, erschüttert unser Vertrauen in Wilber als einen gelehrten Berichterstatter.Wilber manifestiert unbewusst sein Missfallen an seinen eigenen Argumenten, als er sich daran hält, sie zu wiederholen und Zuflucht zu törichten Schimpfwörtern nimmt. Beim Aufzählen von Katz' Position im allgemeinen und seiner Beziehung zu Habermas im besonderen schreibt Wilber, dass

Katz' Position ein Missgriff sei aus halb gebackenen neo-kantischen Aphorismen, hineingedrückt in den Dienst einer dekonstruktiven Atmosphäre von sich selbst widersprechender (und sich selbst beglückwünschender) Rhetorik. Sie ist durchschossen von aperspektivischer Verrücktheit, die dominante Form des intellektuellen Wahnsinns für den postmodernen Geist. Als Therapie lässt Katz Habermas antworten: wir werden mit dem Sieger sprechen.[21]

Auch wenn es nicht Katz ist, ihn werden wir falsch darstellen, um unseren eigenen Zwecken zu dienen. Ein ähnliches Beispiel geschieht gegen Ende des Buches. Wilbers bezieht sich auf den poststrukturellen Literaturkritiker Stanley Fish als ,,die schummrigste der postmodernen fahlen Glühbirnen."[22] Menschen schreiben Stanley Fish eine Menge Namen zu, doch ich habe niemals irgend jemanden gehört, nicht einmal diejenigen, die mit ihm heftig nicht übereinstimmen, dass sie ihn eine trübe Glühbirne nennen. Er mag im Unrecht sein, doch er ist brilliant.

Wilber sucht Zuflucht bei dieser Sorte von törichten Aussagen, weil er fühlt, dass er seine Gegner wirklich nicht mit überlegenen Argumenten besiegen kann. Er verbirgt sich vor dem Leser und vor sich selbst hinter einem Vortrag von selbstsicherem Triumphalismus, wie die tiefen Probleme, die der Poststrukturalismus seinem Denken entgegensetzt, verleugnet werden. Die Fragen und Probleme, die von der poststrukturellen Kritik aufgeworfen werden, gehen an das Herz von Wilbers Synthese: Kann man die Wahrheit zur Macht sagen, wenn die Wahrheit eine Konstruktion der Macht ist? Sollten die Sozial- und Naturwissenschaften als Wissen entdeckend oder schaffend angesehen werden? In welchem Sinn sind unterschiedliche Weltsichten der historischen Epochen miteinander nicht zu vergleichen? Wie legitimieren wir Wahrheits-Behauptungen, wenn es so scheint, dass es keine Grundlage gibt, von der aus Wahrheit zu legitimieren ist? Wie ist die Idee des Subjekts eine soziale Konstruktion? und: Sind Meta-Erzählungen überhaupt noch vertretbar?

Wilbers Inanspruchnahme von Nagarjuna bietet eine wichtige Illustration des Problems mit Annäherungsversuchen im Poststrukturalismus, die ich gerade erklärt habe. Seite an Seite mit Plotin im Westen steht Nagarjuna im Osten als ein Beispiel für Wilber sowohl von der mystischen Erkenntnis als auch der philosophischen Vorzüglichkeit. Von Plotin und Nagarjuna schreibt Wilber:

Um die ganze Welt, im Osten und Westen, Norden und Süden - ist es folglich bloß eine unbedeutende Übertreibung zu sagen, dass alle Nondualen Wege zu diesen beiden außergewöhnlichsten Seelen führen, Welthelden im wahrsten Sinn.[23]

Wie es oft bei Wilber der Fall ist, ist der Gelehrte problematisch, den er in Anspruch nimmt, um seine Interpretation abzuleiten und zu rechtfertigen. Wilber benützt T.R.V. Murtis Studie Die zentrale Philosophie des Buddhismus als seinen Experten über Nagarjuna. Murtis Studie wurde 1955 veröffentlicht und gehört zu dem, was Andrew Tuck in seiner Studie über die Nagarjuna - Gelehrsamkeit [24] an die zweite von vier Phasen der westlichen Nagarjuna - Gelehrsamkeit platziert. Wilber preist Murtis Studie als ,,allgemein betrachtet als die beste Abhandlung über Nagarjuna in Englisch." [25] Während er Nachteile und einige Unstimmigkeiten bei Murtis Interpretation anerkennt, versäumt er es, den Leser über die breite Debatte zu informieren, die die Nagarjuna - Interpretation umgibt. In Tucks Studie erfahren wir, dass der Typ von Interpretation, die Murti und seinesgleichen praktizierten, von neueren poststrukturellen Interpreten kritisiert wird. Diese neuen Interpreten zeigen direkt auf eine Ambivalenz und Widersprüchlichkeit bei Murtis Nagarjuna, die sich gerade auf den Punkt zentrieren, den Wilber unkritisch von Murti übernimmt. Jener Punkt ist der Status des Absoluten bei Nagarjuna und seine Beziehung zur relativen oder konventionellen Alltagswelt.

Nagarjuna benützte skeptische Fragen und Argumentation, um die Unzulänglichkeit aller Ansichten über die Natur der Wirklichkeit zu demonstrieren. Er zeigte, dass die Welt der konventionellen Wirklichkeit, die wir alle gemeinsam haben und die absolute Welt, von der Mystiker behaupten, dass sie hinter ihr verborgen sei, beide leer an innewohnender Existenz oder Kernaussage seien. Nagarjuna bestätigte nicht die Ansicht, dass da nichts vorhanden sei, denn das wäre eine andere Ansicht. Er behauptete, dass alle existierenden Dinge leer von einer beständigen Substanz seien, einschließlich gerade auch der Leere, die zur Beschreibung des Wesenszugs der Wirklichkeit benützt wird. Sitzengelassen mit keinem Ding, noch nicht einmal mit einer Idee des Nichtvorhandenseins, die zu begreifen wären, ist der spirituelle Praktiker von der Täuschung einer Ansicht oder Substanz befreit, an die man sich halten könnte. Die Erfahrung der Freiheit von derartiger Anhaftung ist der Weg zur buddhistischen Befreiung.

Wilber, der sagt, er habe eine empirische Einsicht in das Nichtduale oder die leere Natur der Wirklichkeit, hat große Mühe, diese Einsicht nicht zu verdinglichen und zu übermitteln, wie sie unsagbar im Gegensatz zu dem ist, was Worte ausdrücken können. Er möchte wie Murti die Unbeschreiblichkeit des Absoluten vollständig würdigen, er möchte jedoch noch, dass es eine Art von transzendentalem Etwas gibt, das als ein Referent oder als Endgültiges handeln kann. Jedoch von Murti beeinflusst und mit seinem eigenen Bedürfnis, dass das Denken der transpersonalen Erfahrungen des Mystikers der persönlichen Erfahrung des modernen Bewusstseins etwas voraus hat, bewahrt er immer noch das Nichtduale als etwas, das eine Grundlage und ein Telos für sein intellektuelles Projekt beschafft. Dieser Gebrauch von Murti ignoriert die weite Nagarjuna - Gelehrsamkeit der letzten 55 Jahre und führt den Leser in die Irre, indem er es erscheinen lässt, als würde das Gewicht der akademischen Gelehrsamkeit Wilbers Position unterstützen. Wenn wir jedoch jene neuere Gelehrsamkeit befragen, finden wir subtile Interpretationen von Nagarjunas Philosophie, die tief beeinflusst ist durch genau das poststrukturelle Denken, das Wilber kritisiert und angeblich integriert. Diese gegenwärtige Gelehrsamkeit kommt zu der überraschenden Schlussfolgerung, dass Wilbers spirituelles und philosophisches Musterbeispiel einen Nichtselbst-bestreitenden Relativismus vorbringt. [26]

Tuck erklärt, dass Murti in einem Dilemma gefangen war. Er wollte Nagarjuna vor einer Beschuldigung des Nihilismus retten, die die vor ihm vorgebrachte Gelehrsamkeit an Nagarjunas Philosophie gerichtet hat, er wollte jedoch auch gegenüber der radikal skeptischen Weise von Nagarjunas Argumentation wahrhaftig sein. Indem Murti behaupten konnte, dass Nagarjuna nicht seine eigene Ansicht verficht, musste er argumentieren, um dem Vorwurf des Nihilismus zu begegnen, dass es so eine Art von Absolutem in Nagarjunas Philosophie gab. Wilber folgt Murti beim Verfechten, dass es ein unbeschreibliches Etwas gibt, das man als die leere Essenz der Wirklichkeit wahrnimmt, indem er sein Bestes versucht, es nicht in ein Ding umzuwandeln. Die spätere Nagarjuna - Gelehrsamkeit, beeinflusst von der gegenwärtigen analytischen und kontinentalen Philosophie, fühlt jedoch kein Bedauern, auf das Reden von einem Absoluten zu verzichten, weil sie keine Befürchtung hat, dass der Nihilismus einen Erfolg haben muss. Diese Gelehrsamkeit, nicht gegen den Relativismus wie Wilber, kann jedoch Nagarjunas Relativismus anerkennen.

Spirituell sonnt sich Wilber in der paradoxen Beschaffenheit von Nagarjunas Philosophie und erkennt völlig, dass jede Beschreibung des Absoluten, sogar eine negative, täuscht sowie sie aufzuklären sucht. Intellektuell fühlt er jedoch die Notwendigkeit zu besiegen, was er als ungezügelten und destruktiven Relativismus ansieht und deshalb muss er gegen ihn lästern, während er keine Weise findet, ihn zu vermeiden, weil die Grundlagen seines intellektuellen Systems ihm genauso unterliegen wie jedes andere intellektuelle System auch. Jay Garfields Interpretation (ebenso wie die von anderen) [27] demonstriert, dass eine poststrukturell informierte Interpretation die relativistischen Qualitäten von Nagarjunas Denken begreifen kann, ohne die grässlichen Konsequenzen, die sich Wilber vorstellt.

Postmoderne

Der Poststrukturalismus ist ein Aspekt dessen, was ein weiterer gesellschaftlicher Vorschub sein mag, der Postmoderne genannt wird. Die Postmoderne ist ein neuer kultureller, sozialer und ökonomischer Vorschub in westlichen Gesellschaften, in dem sich fundamentale Aspekte der älteren modernen Welt in einem derartigen Grad verändert haben, dass eine neue historische Welt über uns gekommen ist. Dass sogar das Phänomen der Postmoderne existiert, abgesehen davon was ihre Natur ist, ist höchst anfechtbar und das hat eine enorme Literatur hervorgebracht, hauptsächlich in sozialen und kulturellen Studien. Wilber nimmt es als erwiesen an, dass unsere gegenwärtige soziale Welt postmodern ist, jedoch im Gegensatz zu jenen, die es versuchen, diese Welt zu beschreiben und zu erklären, neigt er zu der Annahme, dass die Postmoderne eine Weltanschauung benennt oder noch gezielter einen Glauben an die Natur des Wissens. Für ihn legt das ,,ismus" am Ende des Wortes Postmodernismus ein Glaubenssystem nahe, wie die Wörter Marxismus oder Judaismus. Während die Postmoderne nicht ein solches Glaubenssystem ist, ist es wahr, dass es Beschreibungen von einem Wechsel in philosophischen Mutmaßungen über das Wissen gibt, die die Berichte über einen Wechsel zu einer postmodernen Kultur begleiten. Es hat einen Sinn, dass Wilber diesen einen Aspekt der Postmoderne zu sehen und seine Wichtigkeit zu betonen pflegt. Sein Projekt wird definiert als ein Versuch, das naturwissenschaftliche Wissen der Welt zusammenzuweben und eine ausgedehnte integrale Synthese zu schaffen. Daher hat seine Konzentrierung auf die Postmoderne als eine Art des Wissens einen Sinn. Weil er jedoch ebenso versucht, einen gesellschaftlichen Vorschub als einen Vorschub im Bewusstsein zu beschreiben, muss er die gegenwärtigen Übereinkünfte dessen wertschätzen, was Gesellschaft eigentlich ist. Das mag sein, was er in Band II und III seiner Kosmos-Trilogie tun wird. Zur Zeit ist sein Verständnis der Postmoderne ziemlich dünn und dafür vorgesehen, es in seine weitere Vision einzupassen, ungeachtet dessen, ob sie die Postmoderne erfasst oder nicht.

Wilber beschreibt drei Einsichten der Postmoderne, die als Extreme genommen Probleme schaffen. Er versucht, diese Erkenntnisse einzubinden, während er die Extreme identifiziert und kritisiert und indem er ein Heilmittel durch seine integrale Synthese anbietet. Zuerst hat uns die Postmoderne aufgezeigt, dass die Wirklichkeit eine Konstruktion ist ebenso wie irgend etwas Gegebenes. Ihre Betonung des Grades, in dem Interpretation unsere Beschreibung der Wirklichkeit beeinflusst, ist ein Vorteil gegenüber dem gedankenlosen Realismus der Moderne. Diese Betonung der Interpretation hat dem subtilen Reduktionismus der Gewichtung der Moderne auf die rechte Seite der Holarchie entgegengewirkt, dadurch hat sie die Integrität der linken Seite gefördert, das Wissen, das um bekannt zu werden von der Interpretation abhängt. Diese Erkenntnis in die konstruierte Natur des Wissens benennt Wilber Konstruktivismus.

Die zweite Erkenntnis der Postmoderne ist, dass die Bedeutungen, die wir zum Verständnis der Welt interpretieren, kontextabhängig sind. Sprache und ihre Bedeutungen sind nicht bloß von einer Eins-zu-eins-Korrespondenz mit den Dingen in der Welt abgeleitet. Bedeutungen sind intersubjektive Schöpfungen, die von eingenisteten Kontexten von persönlichen, sozialen, kulturellen und materiellen Kontexten entstehen. Es gibt keinen endgültigen Kontext, der der Garant der einen sauberen Bedeutung ist, weil diese Kontexte grenzenlos sind. Wilber benennt diese Wahrheit der PostmoderneKontextualismus.

Weil drittens kein Kontext endgültig ist, gibt es keine Perspektive, die endgültig priviligiert ist. Ein besonderer Typ von Relativismus setzt sich durch. Wilber sieht eine der großartigen Errungenschaften des postmodernen Bewusstseins als Pluralismus an oder den Respekt vor multiplen Perspektiven. Daher gibt es im postmodernen Denken einen großen Nachdruck auf die Unterscheidung und die Notwendigkeit, den Anderen zu respektieren. Er benennt das mit Integral-Aperspektivalismus und leiht den Ausdruck von Jean Gebser aus.

Jede dieser Übereinkünfte ist ein historischer Vorteil über das moderne rationale Bewusstsein und gestattet ein weiteres Fortschreiten im Bewusstsein über die Postmoderne hinaus. Die Postmoderne hat jedoch eine dunkle Seite. Jeder dieser Vorteile ist von einigen zu weit getragen worden und der daraus entstandene Extremismus hat üble Konsequenzen für die Evolution der Gesellschaft, wenn er nicht korrigiert wird.

Konstruktivismus oder die Anerkennung der Rolle, die die Interpretation in unserem Wissen von der Welt spielt, ist von denen in Extreme getragen worden, die sagen, es gebe nichts weiter als Interpretation und die der rechten Seite der Holarchie die Wirklichkeit absprechen. Wilber schreibt: ,,Die objektive Wahrheit selbst verschwindet in willkürlichen Interpretationen."[28] Ein Beispiel dafür ist Derridas berühmtes Zitat, dass es nichts außerhalb des Textes gebe.

Kontextualismus oder die Grenzenlosigkeit der Kontexte kann sich mit der Einsicht in die Relativität der Perspektiven zusammentun und zu einem destruktiven Relativismus und Nihilismus führen, in denen keine Perspektive überhaupt für besser als irgendeine andere gehalten wird. Der Aperspektivalismus, der die Rechtmäßigkeit aller anderen Perspektiven anerkennt, degeneriert in eine ,,aperspektivische Verrücktheit", in der gedacht wird, dass keine Rangfolge oder Hierarchie von Perspektiven möglich ist. Dieser extreme Relativismus löscht alle Tiefen aus, weil die Tiefen einer Perspektive als die bloße Oberfläche einer anderen gesehen werden können. Zum Beispiel können die Tiefen eines individuellen Bewusstseins als eine sozial geschaffene Illusion der Moderne betrachtet werden und als nichts anderes als durchkreuzende gesellschaftliche Kräfte. Wenn alles Gewusste eine linguistische Konstruktion wird, wird alles auf die Oberfläche des Textes reduziert. Genau wie die Moderne die individuellen Tiefen durch wissenschaftlichen Reduktionismus ausgelöscht hat, löscht die Postmoderne Tiefen durch einen linguistischen Reduktionismus aus.

Da gibt es eine Anzahl von Problemen bei dieser Kritik der Postmoderne. Wilber beschuldigt extreme postmoderne Denker, der objektiven Welt die Wirklichkeit abzusprechen und zu behaupten, dass keine Ansicht besser als irgendeine andere sei, dabei behaupten sie widersprüchlich, dass ihre Sicht besser als alle anderen sei; dennoch zitiert er niemals irgendeinen postmodernen Denker, der diese extremen Ansichten vorbringt. In einem Beitrag auf der New York Times Meinungsseite nach den Angriffen vom 9.11. streitet Stanley Fish - ein Hauptbeispiel für einen extremen postmodernen Denker - ausdrücklich den Anti-Realismus und den moralischen Relativismus ab und erklärt weshalb. Er schreibt: ,,Das einzige, wogegen postmodernes Denken argumentiert, ist die Hoffnung auf Rechtfertigung unserer Antwort auf die Angriffe in universellen Ausdrücken, die für jeden überzeugend sind, einschließlich für unsere Feinde."[29] Wilber, der diesen Beitrag auf der Meinungsseite kommentiert, bestätigt faul erneut seine relativistische Selbstwiderspruchs-Kritik und vermeidet bequemerweise Fischs ziemlich vernünftige Unterscheidungen.[30] Wilber braucht die Existenz dieser ,,extremen Postmodernen", um eine gesellschaftliche Pathologie zu haben, die seine Synthese heilen kann, weil jedoch keine etablierten Denker tatsächlich diese Ansichten haben, kann er niemanden zitieren, der sie vorbringt.

Wilber behauptet, die extreme Postmoderne spricht der Wirklichkeit komplett die Tatsachen der rechten Seite ab. Der postmoderne Philosoph Richard Rorty sollte sich eignen, doch wenn das so ist, was sollen wir mit seinen Argumenten für einen ,,nicht-reduktiven Physikalismus"[31] machen, in dem die Wirklichkeit der Kausalität und die Sprache der Naturwissenschaften beibehalten werden, ohne das Mentale auf sie zu reduzieren? Was den angeblichen Verlust an Objektivität der Relativisten betrifft, bemerkt Fish, dass Rorty ,,gerne sagt: ,Objektivität ist dasjenige, was wir hier so machen.'"[32] Der Unterschied hier hängt von der Bedeutung des Wortes ,,Objektivität" ab. Wenn Objektivität sich auf eine aufzeigbare Beziehung zu irgendeiner ahistorischen erkenntnistheoretischen Grundlage bezieht, dann ist niemand objektiv, denn niemand hat bisher eine solche Grundlage verschafft. Wenn jedoch Objektivität das ist, was gemäß Rorty gemeint ist, nämlich die von Diskutanten geteilten Validitäts-Kriterien, dann ist Objektivität dasjenige, was diese so genannten ,,extremen Postmodernen" hier so machen. Das ist auch für Wilber selbst wahr. Wie ich in der Diskussion seiner drei Stränge des Wissens aufgezeigt habe, macht Wilber - wie Rorty - den ,,Gemeinschafts-Konsens" zum Schiedsrichter des gültigen Wissens und beansprucht für sein System eine relative, im Gegensatz zu einer absoluten, Objektivität.

Es gibt Nicht-Postmoderne, die der objektiven Welt die Wirklichkeit absprechen. Sie können in den hauptsächlichen amerikanischen und britischen Philosophie-Abteilungen angetroffen werden und sie benützen methodisch die Werkzeuge der analytischen Philosophie, um für das zu argumentiern, was gegenwärtig Antirealismus genannt wird.

Zusätzlich zu seiner Karikatur von imaginären extremen Postmodernen übertreibt Wilber ebenso das Ausmaß, in dem die extreme Postmoderne die Universität und die Kultur im allgemeinen übernommen hat. Er übernimmt vollständig das Bild der Universität und Kultur, das von Kulturkonservativen in den späten 80ern und frühen 90ern für politische Zwecke ausgeheckt wurde. Er behauptet:

An diesem Punkt in der westlichen Geschichte (grundlegend eine Mischung aus traditionellen, modernen und postmodernen Strömungen) - und besonders zu dieser Zeit in Amerika (ca. 2000) - gehen wir durch eine Periode eines heftigen Flachland-Wasserfalls, eine Kombination von ungezügeltem wissenschaftlichem Materialismus (das orange Mem) und dem ,,nichts als Oberflächen" der extremen Postmoderne (das grüne Mem)[33]

Indem sie die kulturell relativen Oberflächen-Merkmale zu der ganzen Geschichte macht, hat die extreme Postmoderne (und Boomeritis) das menschliche und spirituelle Verständnis verwüstet, das oft eine universelle/transzendentale Komponente einschließt. [34]

das grüne Mem dominiert praktisch die Gesamtheit des konventionellen UND des Hochschulbetriebs der Gegenkultur.[35]

Als Kontrast zeichnet Russell Jacoby den Verlauf eines unterschiedlichen und wichtigeren Trends in der universitären Bildung auf. Dieser Trend geht weg von Abschlüssen und Klassen in den Human- und Naturwissenschaften und auf Abschlüsse in Wirtschaft, Rechnungswesen, Kommunikation, Computer und Marketing zu. Das ist eine grundsätzliche und tiefgreifende Verschiebung weg von der traditionellen Idee einer liberalen Bildung, die kritisches Denken lehrt, zu einer Vision der Hochschule als berufliche Ausbildung. Zusätzlich sind die kulturellen Kurse, die Studenten dann nehmen, vorwiegend einführende Kurse, in denen Studenten wahrscheinlich niemals etwas von der Postmoderne, dem Relativismus oder Multikulturismus hören. Stanley Fish bemerkt, dass die Englische Abteilung der Duke-Universität - die für eine Brutstätte der Postmoderne gehalten wird - einen Hauptautorenkurs mit Chaucer, Shakespeare, Spenser, Milton und Pope verlangt, eine festgelegte Anzahl von Kursen der Literatur vor 1800 und einen Einführungskurs in die Techniken der Literaturanalyse, dem neuen kritischen Stil. Es gibt keine Voraussetzungen für Multikulturismus (vielleicht sollte es sie geben), keine Seminare in Bewusstseinstraining, keine Belästigung von Ausbildern, die traditionelle Kurse auf traditionelle Weise vorstellen (wenn es welche gäbe, wäre ich einer der Belästigten).[37]

Wilber hat eine zweckdienliche konservative Fiktion übernommen im Hinblick auf die Universität, anstatt die wichtige soziologische Arbeit des Aufdeckens zu tun, was wirklich jenseits der modischen Kulturpolitik und den sensationell aufgemotzten neuen Geschichten los ist. [38]

Wilbers Charakterisierung der Moderne steht auf festerem Boden als seine Kritik der gegenwärtigen Postmoderne. Gemäß Wilber ist die wichtigste Errungenschaft der Moderne die Unterscheidung zwischen den ,,Großen Drei" Sphären der Existenz: dem ,,Ich" oder dem Subjektiven, dem ,,Wir" oder dem Intersubjektiven und dem ,,Es" oder dem Objektiven. Er behauptet, dass diese Differenzierung das Ende der Sklaverei zuließ, das Aufkommen des Feminismus, die Errichtung der liberalen Demokratien, Fortschritte in den medizinischen Wissenschaften und die Ideale von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Indes eine Vereinfachung ist es doch verständlich zu verfechten, dass diese Zunahmen bei der individuellen Freiheit abhängig waren von der Beschreibung der drei getrennten Werte-Sphären, jede mit ihrer eigenen Integrität. Indem Wilber Weber und Habermas folgt, beschreibt er ebenso die Dissoziation, die Ernüchterung der Moderne und die Dominanz eines wissenschaftlichen materialistischen Reduktionismus. Diese negativen Aspekte sind das, was Wilber ,,die Flachland-Ontologie" der Moderne nennt. Um diese Behauptungen zu unterstützen, bezieht sich Wilber auf Weber und Habermas, bringt jedoch keine Zitate. Beim Durchsuchen von Habermas' Hauptwerk im Hinblick auf diese Frage [39] finden wir, dass das Herausziehen der Großen Drei eine faire Interpretation von Habermas' Glosse über Weber ist, obschon Habermas' Diskussion viel subtiler und komplexer ist, als es Wilber zugibt.

Während seine Inanspruchnahme von Habermas hier verfechtbar ist, ist Wilbers zeitliche Einteilung von der Moderne und Postmoderne verwirrend. Er stellt fest, dass wir den Beginn der ,,postmodernen Stimmung" auf Hegel datieren können, [40] vermutlich weil Hegel die Historie benützte, um frühere Epochen in einen Kontext zu bringen, die konstruierte Natur des Wissens aufzeigte und Visionslogik gebrauchte, um ein alles umfassendes System zu schaffen. Wenn jedoch Hegel zu Beginn des 19. Jahrhunderts den postmodernen Modus beginnt, was sollen wir dann mit den historischen Einordnungen der Postmoderne machen, die sie von der Mitte des 20. Jahrhunderts an datieren und sich routinemäßig auf die Denker des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie etwa Nietzsche und Bataille als Proto-Postmoderne beziehen? Der Konstruktivismus von Hegels Vorläufer Kant trägt noch zur Verwirrung bei, der seine einflussreiche Darstellung der menschlichen Subjektivität schuf, indem er sie als Begründung der räumlich-zeitlichen Welt ansah. Entweder akzeptieren wir daher Wilbers breite Definitionen des Konstruktivismus und Kontextualismus, die zu einem seltsamen Überlappen der Moderne und Postmoderne führen oder wir weisen diese Definitionen als zu allgemein zurück, was eine vollständig unterschiedliche Weise der Charakterisierung der Unterschiede zwischen modernem und postmodernem Denken erfordert.

Diese Verwirrung von modernem und postmodernem Denken wird in Wilbers Beschreibung der modernen und postmodernen sozialen Wandlungen gespiegelt. Er bringt vor, dass die Stärke der Postmoderne Pluralismus, Multikulturismus und die Respektierung aller Stimmen ist.[41] Ist denn nicht der demokratische Pluralismus, die Minderheiten-Rechte, die öffentliche Diskussion, freie Presse und Religion und die rationale Bewertung von Ansichten ein pluralistischer Teil der Moderne? Der politische Theoretiker Robert A. Dahl publizierte seine berühmte Theorie des demokratischen Pluralismus Wer regiert? 1961, lange vor den meisten zeitlichen Einordnungen der Postmoderne. Die Stärken, die Wilber der Postmoderne zuschreibt, könnten leicht als die Stärken der Moderne angesehen werden. Indem er der Postmoderne Qualitäten zuschreibt, die ebenso leicht als Aspekte der Moderne angesehen werden können, vermeidet Wilber die stärkeren und mehr untergrabenden Aspekte des postmodernen Denkens. Er sagt, dass die Visionslogik wie das postmoderne Denken keine Perspektive bevorzugt und sie in einer Integral-Aperspektive zusammenwebt. Dennoch bevorzugt Wilbers integrale Synthese Schlüsselideen, die das postmoderne Denken kritisiert: Evolution, Fortschritt, ein Telos, Anthropozentrismus, eine nicht-duale Essenz, die Teilung zwischen Innerem und Äußerem, Realismus und ein Vokabular, das an andere Zeiten, Personen und Orte anbindet. Er konfrontiert niemals angemessen die grundlegenden Probleme, die der Poststrukturalismus und die Postmoderne für seine Theorie von Allem verursachen.

Literaturhinweise

[1] Derrida, Jacques, “Structure, Sign and Play in the Discourse of the Human Sciences,” in Writing and Difference, translation and introduction by Alan Bass, (Chicago: University of Chicago Press, 1978).

[2] Wilber, SES, p. 38.

[3] Katz, Steven, ed., Mysticism and Philosophical Analysis, (New York : Oxford University Press, 1978).

[4] SES, p. 599.

[5] Katz, Steven, “Language, Epistemology and Mysticism” in Mysticism and Philosophical Analysis, p. 26.

[6] SES, p.599

[7] SES, p. 600.

[8] SES, p. 600.

[9] SES, p. 600.

[10] SES, p. 601.

[11] SES, p. 600.

[12] SES, p. 601.

[13] Bagger, Matthew, “Ecumenicalism and Perennialism Revisited,” Religious Studies, 27, pp. 399-411.

[14] Ein neuerer Zugang zu dieser Debatte, der für diejenigen von Interesse sein sollte, die Gegenargumente gegen den Konstruktivismus haben möchten, ist Paul Marshalls Mystische Begegnungen mit der Natürlichen Welt, (Oxford: Oxford University Press, 2005). Marshall umgeht Wilbers und der Konstruktivisten Inanspruchnahme von mystischen Texten und benützt stattdessen Berichte über spontan geschehende spirituelle Erfahrungen von Glückseligkeit, umfassender Liebe, Einssein und ähnlichem. Er sieht eine Gemeinsamkeit bei diesen Erfahrungen, die auf die Gültigkeit des Nachdrucks der immerwährenden Philosophie auf einen gemeinsamen Kern für die mystische Erfahrung hindeuten, behauptet jedoch, dass sie soziale, kulturelle und historische Vermittlung vermeiden, weil die Menschen mit diesen Erfahrungen überhaupt keine spirituellen Praktiken durchgeführt haben und keine Kenntnis der mystischen Traditionen hatten.

[15] SES, p. 601.

[16] Zitiert mit eingeklammerten Klarstellungen durch Wilber von Derrida, Jacques, Positions, (Chicago: Chicago University Press, 1981), p. 20, in SES p. 602.

[17] Derrida, Positions, p. 20. Nur um es klarzustellen, lautet das gesamte Zitat: ,,weder ist es eine Frage, den Signifier und das Signified auf jeder Ebene und in aller Einfachheit zu verwirren. Dass diese Gegenüberstellung oder Unterscheidung nicht radikal oder absolut sein kann, hindert sie nicht daran zu funktionieren und sogar nicht daran, innerhalb gewisser Grenzen unverzichtbar zu sein - sehr weiter Grenzen. Zum Beispiel wäre keine Übersetzung ohne sie möglich."

[18] Derrida, Positions, p. 19-20.

[19] Katz, “Language, Epistemology and Mysticism,” p. 22.

[20] Derrida, Positions, p. 20.

[21] SES, p. 603. Der letzte Satz wurde in der zweiten Ausgabe von SES herausgeschnitten.

[22] SES, p. 722. Diese Zeile wurde ebenfalls aus der zweiten Ausgabe entfernt.

[23] SES, p. 639, n.7.

[24] Tuck, Andrew, Comparative Philosophy and the Philosophy of Scholarship, (New York: Oxford University Press, 1990).

[25] SES p. 630, n.2.

[26] Siehe Kapitel 9 mit meinen Ansichten.

[27] Garfield, Jay, Empty Words, (Oxford: Oxford University Press, 2002). See also Huntington, C.W., The Emptiness of Emptiness, (Honolulu: University of Hawaii Press, 1989).

[28] Wilber, Ken, Integral Psychology, (Boston: Shambhala Publications, 2000), p. 163.

[29] Fish, Stanley, “Condemnation Without Absolutes” (op-ed), New York Times, 10/15/01, Section A, p. 19, col. 2.

[30] Wilber, Ken, “The Deconstruction of the World Trade Center,” part III, section entitled “Boomeritis Uber Alles, at www.wilber.shambhala.com/html/books/boomeritis/wtc/part3.cfm/.

[31] Rorty, Richard, “Non-reductive Physicalism,” in Objectivity, Relativism and Truth, (Cambridge: Cambridge University Press, 1991).

[32] Fish, Stanley, “The Ignorance of Our Warrior Intellectuals,” Harpers Magazine, 7/02, p. 33.

[33] Wilber, Ken , “Waves, Streams, States, and Self – A Summary of My Psychological Model (Or, Outline of An Integral Psychology), Appendix C: The Death of Psychology and the Birth of the Integral,” at shambhala.com.

[34] Wilber, Ken, “Endnotes to Boomeritis,” Chapter 9, at shambhala.com.

[35] Wilber, Ken, “The Cultural Creatives and the Integral Culture” from “On Critics,… part III, at shambhala.com

[36] Jacoby, Russell, Dogmatic Wisdom, (New York : Doubleday, 1994), pp. 8-10.

[37] Fish, Stanley, There's No Such Thing as Free Speech… and it's a Good Thing, Too, (New York: Oxford University Press), p. 54.

[38] John K. Wilson's The Myth of Political Correctness, (Durham: Duke University Press, 1995), demonstriert die mythische Natur dessen, was Wilber als Tatsachen hinstellt.

[39] Habermas, Jurgen, Theory of Communicative Action, translated by Thomas McCarthy, (Boston: Beacon Press, 1984).

[40] Integral Psychology, p. 274, n.10.

[41] Integral Psychology, p. 159.



© Jeff Meyerhoff 2006