INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber



powered by TinyLetter
Today is:
Veröffentlichungstermine von Essays (Monat / Jahr) finden Sie unter "Essays".

Die Dekonstruktion des Welthandelszentrums

Ein Datum, das in einer
gleitenden Kette von Signifikanten leben wird

II: Integrale Politik

Lesa sah auf, überlegte einen Moment und sagte: „Ich habe einen Satz Notizen, die ich zur Vorbereitung auf ein Gespräch über integrale Politik benutze. Sie befassen sich direkt mit diesem Punkt. Soll ich denn eben diese Notizen vorlesen, und vielleicht könnt ihr alle dabei mithelfen ?"

„Warum bezieht sich die integrale Politik auf das Thema der verschiedenen Antworten auf die terroristische Attacke ?" fragte Morin.

„Weil soviel von der Diskussion über die Attacke – was sie bedeutet, weshalb sie geschah und vor allem, wer tatsächlich dafür verantwortlich ist – mit politischen Worten und politischen Verbindungen verbunden ist, die im wesentlichen alle beträchtlich weniger als integral sind. Sowohl die konservativen als auch die liberalen Antworten sind gebrochen, fragmentiert, verfremdet und entfremdend. Doch das kann nur im Kontrast zu einem integraleren Rahmen erkannt werden. Macht das Sinn ?"

„Sicherlich, sicherlich", antwortete Morin. „Lies ruhig die Vorlesung, und wir werden etwas Feedback geben. Wenn du dann dabei bist, müssen wir zu den Antworten auf die Terrorattacken zurückkommen, die von den höheren, transpersonalen, spirituellen Wellen des Bewusstseins erwartet werden könnten, ja ?"

Weshalb leiden die Menschen?: Die liberalen und konservativen Antworten

„Okay, dies ist ein roher Entwurf, seid also geduldig mit mir. In dem Gespräch benutze ich die Tragödie des WTC, um ein paar Punkte zu illustrieren. So sage ich," – Lesa begann zu lesen – „um es noch schlimmer zu machen, dass wir eigentlich keine integrale politische Theorie haben, die für eine adäquatere Analyse dieser Situation aus einer Perspektive des zweiten Rangs benützt werden könnte. Um es ganz deutlich zu sagen: Alles was wir jetzt haben, sind die konservativen Realpolitik-Haltungen – von der Sorte: „Ihr Terroristen sagt, dass ihr erzürnt seid, weil Amerika soviel Reichtum und Macht hat und alle anderen erdrückt. Nun, wir haben den Reichtum und die Macht, weil wir sie verdient haben; wenn ihr etwas Reichtum haben wollt, dann geht und verdient ihn selbst, ansonsten könnt ihr uns mal. Versucht, unseren Reichtum zu nehmen oder zu zerstören, und wir werden euch in die Steinzeit zurückbomben." Lesa lachte. „Das ist eine dumme Drohung, weil sie schon in der Steinzeit sind. Doch diese konservative Interpretation des blauen Meme versäumt, jede Art einer AQUAL [‚alle Quadranten, alle Ebenen']-Analyse in Betracht zu ziehen, die zuteilende Macht und zuteilende ökonomische Strukturen aufdecken könnte, die genealogisch in die Existenz kommen unter dem Einfluss von Faktoren, die sogar das blaue Meme selbst für UNFAIR halten würde; und so ist der Anspruch, dass ‚wir unseren Wohlstand verdient haben', überhaupt gar nicht wahr, indem diese unfairen Infrastrukturen tatsächlich einen Teil eures Wohlstands für euch verdient haben. Diese Option wird selten von konservativen Analysten bedacht. Sie wurden..." Sie sah auf, grinste und sagte: „Sie wurden auf der dritten Ebene geboren und haben ihr Leben verbracht, indem sie dachten, sie hätten einen dreifachen Sieg errungen."

„Ach ja, die liberale Interpretation ist nun genauso schlimm schief, doch diesmal in die andere Richtung. Wir alle kennen den allgemeinen Unterschied zwischen den typisch konservativen und liberalen Ansätzen genau – es ist nicht etwa so, dass einer an der Vergangenheit und der andere an der Zukunft orientiert wäre, einer reaktionär und der andere progressiv, einer aristokratisch und der andere egalitär wäre – auch wenn all dies eine Rolle dabei spielt. Doch der fundamentale Unterschied wurde zuerst von einem unserer IZ-Mitglieder in Halbzeit der Evolution ausgesprochen. Welche ist die wirkliche Unterscheidung zwischen liberal und konservativ ? Nun, wenn man die einfache Frage stellt -- Weshalb leiden menschliche Wesen ? – bekommt man zwei unterschiedliche Grundantworten. Die Konservativen werden sagen: Ihr leidet aus eigener Schuld; die Liberalen werden sagen: Ihr leidet, weil ein anderer Schuld hat."

„Warum sind zum Beispiel manche Menschen arm ? Die Konservativen werden sagen: ‚Weil sie faul sind, sie arbeiten nicht hart genug, sie erwarten die ihnen zustehende Quote, sie sind träge: Ich habe für mein Geld hat gearbeitet, lass sie für ihr Geld arbeiten!' Die Liberalen werden sagen: ‚Ihr seid arm, weil ihr unterdrückt seid, euch wurde keine faire Chance gegeben, ihr seid mit Füßen getreten worden, ihr seid Opfer – es ist nicht euer Fehler, sondern der der Gesellschaft.' Die Konservativen schieben die Schuld innerhalb zu; die Liberalen außerhalb."

„Deshalb sagen die Konservativen zur Schusswaffenkontrolle: erzieht Kinder, die Familienwerte haben, und die werden Waffen nicht unverantwortlich gebrauchen; Liberale sagen: Nehmt alle Waffen weg. Zum wirtschaftlichen Wohlergehen sagen die Konservativen: Bringt ihnen Werte von persönlichem Fleiß und dem Kapitalismus des freien Marktes bei, und die Verdienstvollen werden gedeihen; die Liberalen sagen: verteilt den Wohlstand neu. Zur Abtreibung sagen die Liberalen: Abtreibung auf Wunsch; die Konservativen dagegen: praktiziert verantwortlichen Sex und Enthaltsamkeit und ihr werdet Abtreibung gar nicht erst benötigen. Zu den Obdachlosen sagen die Liberalen: ermöglicht Wohnbeschaffung auch den Entrechteten; die Konservativen dagegen: lehrt die Werte der Selbstverantwortlichkeit und des Fleißes, und ihr werdet viel weniger Bedürftige haben. Zum Welthungerproblem sagen die Liberalen: ernährt die Hungrigen; die Konservativen dagegen: Lehrt sie, sich selbst zu ernähren."

„In jedem Fall empfehlen die Konservativen innere Veränderungen, die Liberalen äußere Veränderungen. Wenn es zur sozialen Veränderung kommt, empfehlen die Konservativen gleichermaßen innere Entwicklung (Charakterbildung, Familienwerte, Fleiß, Selbstverantwortung); die Liberalen empfehlen äußere Entwicklung (materielle Verbesserung, wirtschaftliche Umverteilung, universelle Gesundheitsfürsorge, den Wohlfahrtsstaat). Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Doch in den meisten Fällen ist das die echte Grundunterscheidung bei der gesellschaftspolitischen Orientierung zwischen Konservativen und Liberalen."

„Wir haben jedoch ein kleines Problem bei der Terminologie, weil ‚liberal' und ‚konservativ' auf viele Weisen benützt worden sind. Deshalb lasst mich betonen, dass es hier zwei unterschiedliche Themen gibt: eins ist die aktuelle Kausalitätsskala für menschliches Übel: Ist es innerlich oder äußerlich ? Und zweitens haben wir es mit den Namen von politischen Orientierungen zu tun (liberal, konservativ, sozialistisch, libertär etc.), jede von ihnen ist eine Mischung der Innen-außen-Skala, von der wir gerade sprechen, zusätzlich einigen anderen wichtigen Skalen, wie etwa die Durchschnittsebene oder die Entwicklungsebenen, die die politische Partei am meisten unterstützt (z.B. Blau, Orange, Grün etc.); die Betonung, die auf individuelle gegenüber kollektiven Werten gelegt wird ; die Natur der empfohlenen politischen Veränderung (graduell, revolutionär, traditionell) und so weiter. Eine integrale oder Alle-Quadranten-alle-Ebenen-Politik zieht alle diese Skalen in Betracht, um eine umfassendere Sicht der menschlichen politischen Möglichkeiten zu gestalten – und eine umfassendere, ausbalanciertere, effektivere Form der politischen Nachfrage und Aktion. Einige unserer Kollegen arbeiten schon daran (siehe Gregory Wilpert, ‚Integrale Politik: Ein spiritueller dritter Weg, Tikkun, 16,4 Juli/August 2001; siehe auch ‚Eine kurze Geschichte des Kosmos' und seine Anmerkungen; und die Arbeiten von Drexel Sprecher, Thomas Jordan, Don Beck, Maureen Silos, Jack Crittenden, Sean Hargens, Paul van Schaik, Mike McDermott, Lawrence Chickering, Mark Gerzon, Tyler Norris, Kees Breed, Ray Harris, Mark Palmer, Karin Swan, Michael Ostrolenk und anderen IZ-Mitgliedern).

„Lasst mich deshalb sagen, dass wir uns in dieser Diskussion besonders auf die Innen-außen-Skala konzentrieren, und dann kann man dieses Verständnis auf die verschiedenen politischen Parteien anwenden, hier oder im Ausland und sehen, wohin sie auf dieser Skala fallen (und wie sie sich zu einer integraleren oder ausbalancierteren Sicht bewegen mögen). Wie es sich herausstellt, scheinen sich die traditionellen konservativen und liberalen Parteien in Amerika beinahe perfekt auf dieser Skala einzureihen: die Konservativen glauben fast völlig an die innere Verursachung des menschlichen Elends, und die Liberalen glauben fast ausschließlich an die äußere Verursachung des menschlichen Leidens. Wie ihr alle wisst, bedeutet das ganz einfach, dass die Konservativen die Wichtigkeit der linken Quadranten betonen, während die Liberalen die rechten Quadranten betonen. (Lasst euch hier nicht von ‚links' und ‚rechts' verwirren – die politische Linke betont die rechten Quadranten und die politische Rechte die linken Quadranten). Damit die Welt ein besserer Ort wird,will der Konservative mit den inneren (linken) Quadranten hantieren, und der Liberale möchte die äußeren (rechten) Quadranten steuern."

„Dementsprechend wird der Konservative, wenn er gefragt wird, was möglicherweise die Terroristen dazu bewegt haben mag, sich bei solch hoffnungslosen Akten zu beteiligen, ohne zu zögern buchstäblich die gesamte Schuld den Terroristen selbst zuschreiben: sie sind böse, sie sind untermenschlich, ihnen fehlen jegliche Werte, auch Charakter und sogar der wahre Gott und dieses oder jenes, und es ist ihre Schuld, Punkt. Es ist ein inneres Problem. Und der typische Liberale wird ins andere Extrem gehen und die Äußeren zur Verantwortung ziehen: natürlich sind die Terroristen für diese Akte verantwortlich, doch etwas Schreckliches in ihrer Umgebung veranlasste sie dazu. Und in diesem Fall ist dieses andere Schreckliche ein kurzes Schimpfwort: der Westen."

„Beide dieser Sichtweisen haben einen Grad an Wahrheit in sich (einfach weil alle Gelegenheiten sowohl linke als auch rechte Quadranten haben!). Die konservative Position erkennt richtig die Notwendigkeit für innere Entwicklung, wenn irgendeine Art echter Werte, Kultur und Bewusstsein Wurzeln fassen sollen. Mit anderen Worten: sie betonen zu Recht die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Entwicklung in den linken Quadranten. Natürlich erkennen die meisten Konservativen nur linke Wellen und Werte bis zu Blau-Orange; deshalb meinen sie mit ‚Werte einflößen' oft ethnozentrische Werte: Nationalismus, Familienwerte, Militarismus, Patriotismus, Patriarchalismus, gute alte biblische Vorschriften und Moralforderungen – daher stammt ihre starke Betonung des inneren ‚Charakters' über die äußere ‚Fähigkeit' eines Präsidenten. Doch die allgemeine Wahrheit bei alldem ist die entschiedene Notwendigkeit einer inneren Entwicklung, weil nämlich ansonsten Purpur und Rot regieren: eine eingegrenzte Barbarei ist das Höchste, worauf eine Kultur hoffen kann. Die negative Seite ist natürlich, dass es höhere Werte als Blau-Orange gibt, die die Konservativen gewöhnlich verleugnen und bekämpfen bei allen möglichen Gelegenheiten."

„Daher haben die Konservativen Recht damit, dass die Entwicklung der linken Hand absolut notwendig für jede Art Zivilisation ist; Unrecht haben sie, wenn sie sagen, dass die blauen Werte die höchsten Werte im KOSMOS sind."

    „Doch diese Art traditioneller, konservativer politischer Theorie – die auf der mythischen Teilhabe und der blauen Meme basiert – war die dominante Sicht des Herrschens im überwiegenden Teil der zivilisierten Geschichte der Menschheit, im Osten und Westen, von der Achsenzeit an bis zur Aufklärung im Westen, wo ein radikal neuer Typ politischer Philosophie geboren wurde: der Liberalismus. Der Liberalismus war vieles auf einmal: eine Bewegung von einer ethnozentrischen Tunnelsicht zu weltzentrischen Perspektiven; von der Aristokratie zur Demokratie; von der Sklaverei zur Gleichheit; von einer durch Mythen informierten Gesellschaft zu einer durch Naturwissenschaft informierten; von einer Rollenidentität zu einer Egoidentität; von Pflicht und Ehre zu Würde und Anerkennung; von ethnozentrischen Werten zu universellen Werten (vor allem Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit)."

    „Kurz, es war eine Bewegung von Blau nach Orange, von ethnozentrisch nach weltzentrisch, von konventionell nach postkonventionell. Es war die Geburt des Liberalismus in der modernen Aufklärung."

„Doch es war natürlich auch vieles Andere mehr, doch nicht alles davon war gesund. Nur wenige der von mir oben erwähnten Werte kamen in ihrer vollen gesunden Form. Denkt an die Dialektik des Fortschritts – die gemischten Segnungen – der Moderne: die gute Nachricht war, dass die Großen Drei (von Ich, Wir und Es; oder Kunst, Moral und Naturwissenschaft) schließlich differenziert wurden und zugelassen, ihre eigenen Wahrheiten auf ihre eigene Weise zu verfolgen, was in einem beträchtlichen Fortschritt bei allen resultierte; die negative Seite war, dass sich die Großen Drei nicht einmal differenzierten, sie dissoziierten schließlich, und dies erlaubte einer aggressiven und imperialistischen Naturwissenschaft, die anderen Wertsphären zu kolonisieren, indem sie auf katastrophale Weise Kunst und Moral – das Schöne und das Gute – auf unnötige Besitzentziehungen auf dem Pfad der instrumentellen Rationalität reduzierten. Um es unverblümt zu sagen: Es wurden die inneren Dimensionen von Ich und Wir – die linken Quadranten – alle auf Epiphänomene der rechten Welt der sensomotorischen Es-heiten und des Äußeren reduziert: der naturwissenschaftliche Materialismus wurde geboren."

„Und der Liberalismus wurde ebenfalls geboren. Der Liberalismus wuchs in der gleichen Flachlandatmosphäre auf, in der Atmosphäre, die nur Äußeres anerkennt – genau deshalb können die meisten Liberalen bis heute nur in annehmbarer Weise an die äußeren Bedürfnisse denken, die in Ordnung gebracht werden müssen, um die Gesellschaft verbessern zu können. An das Verbessern von Innerem zu denken, würde beinhalten, dass einiges Innere anderem Inneren unterlegen wäre, und Liberale schrecken gewöhnlich vor dieser Folge zurück – so lähmen sie ungewollt jede effektive innere Entwicklung und konzentrieren sich fast ausschließlich auf das äußere Steuern der sozialen Systeme."

„Doch da gibt es auch einen positiven Grund für die liberale Abneigung, innere Entwicklung zu diskutieren, und der muss sorgfältig gewürdigt werden, nämlich: die Trennung von Kirche und Staat. Die vorherige politische Philosophie (die sich schließlich in den Konservatismus ausformte), stammte von der Welle der mythischen Teilhabe (Rot-Blau) ab und war hauptsächlich eine Philosophie der Verschmelzung von Kirche und Staat: der Pharao, Caesar, der Zar oder König war entweder Gottheit oder ein Repräsentant der Gottheit, ein politisches System, in dem eine Partei Befehle gab und alles kontrollierte, das direkt in eine ethnozentrische Religion eingelassen war. Der Liberalismus wollte über diese ethnozentrische Herrschaftsform hinausgehen zu einer weltzentrischen, universellen Regierung, die nicht auf spezifischen religiösen Werten oder konventionellen Familienwerten basierte, sondern auf postkonventionellen Freiheiten, die auf möglichst viele Menschen ausgedehnt werden. Deshalb lautet die allgemeine liberale Haltung, dass der Staat nicht offen eine spezifische oder favorisierte Version der Gottheit oder des Guten Lebens bewirken sollte – und dies wird oft als die Trennung von Kirche und Staat zusammengefasst. Der Liberalismus empfiehlt eine prozedurale Republik (wo das Recht dem Guten vorangeht), nicht eine substantive Republik(wo das Gute dem Recht vorangeht); er verteidigt im allgemeinen die negativen Freiheiten (schade niemandem), keine postiven Freiheiten (man sollte dies wertschätzen). Die liberale Haltung befürwortet daher theoretisch einen Typ von Gleichheit und sogar Egalitarismus: alle persönlichen oder inneren Werte sind eine private Auswahl, nicht allgemein für öffentliche Beurteilung offen; es gibt keine Hierarchie persönlicher Werte mit irgendeiner Art zwischen-individueller Anwendbarkeit."

„Doch hier liegt die Schwierigkeit bei einem solchen traditionellen Liberalismus: gerade die Fähigkeit, universelle Gleichheit zu beschützen und zu fördern, ist das Produkt von wenigstens fünf Stufen von innerem hierarchischem Wachstum (Beige nach Purpur nach Rot nach Blau nach Orange). Die liberale Haltung, die sagt, dass alle Menschen gleich seien und keine Werte intrinsisch besser als andere, ist selbst ein Elitewert, der nur von einer Minorität der Bevölkerung zur Zeit erreicht wurde. Der Liberalismus ist das Produkt von fünf hierarchischen Wachstumsstufen, und dann dreht er sich um und verleugnet die Wichtigkeit von hierarchischen Wachstumsstufen."

„Der Liberalismus verleugnet auf diese Weise genau den Pfad, der Liberalismus produziert. Und einer der Hauptgründe, weshalb er das tut, ist vermutlich – was auch eine integrale Historiografie aufgedeckt hat – dass der Liberalismus in einem Flachlandklima geboren wurde, einem Klima des naturwissenschaftlichen Materialismus, des ökonomischen Reduktionismus, die behaupteten, dass all die wirklich wichtigen Realitäten nur äußere/sensorische Angelegenheiten sind. Sogar die mit dem Liberalismus aufgewachsenen psychologischen Systeme – Empirismus, Behaviorismus, Positivismus – behaupteten, dass die innere Welt nichts als eine Serie von Bildern der äußeren Welt sei, die die wirkliche Welt sei (wieder: die liberale Naturwissenschaft behauptet, es gebe nur Fakten, jedoch keine Interpretationen: d.h. nur Äußeres, kein wirkliches Inneres)."

„Von Anfang an hat der Liberalismus also die Genese seiner eigenen Haltung missverstanden. Er hat das Verständnis verfehlt, dass liberale Werte nur aufkommen durch eine Serie von hierarchischen Wachstumsstufen – und sie sind dabei ziemlich spät auftauchende Werte (Beige nach Purpur nach Rot nach Blau nach Orange...). Deshalb hat der Liberalismus – weil er tatsächlich eine postkonventionelle, weltzentrische, universelle Welle der Fairness, Gerechtigkeit und Toleranz ist – sofort den Status der Gleichwertigkeit auf alle anderen Haltungen ausgeweitet: ‚Wir halten diese Wahrheiten für selbst-evident: dass alle Menschen gleich erschaffen wurden.' Gut, alle Menschen mögen gleich erschaffen sein, doch sehr bald erreichen sie unterschiedliche Entwicklungswellen, von denen nur die höheren beginnen, liberale Werte zu produzieren. Daraufhin beginnen liberale Werte, die immer noch in Flachland gefangen sind, eindringlich innere hierarchische Werte zu verleugnen und lösen damit wirksam ihre eigene Genese auf, damit arbeiten sie sehr hart daran, den Pfad zu zerstören, der sie hervorgebracht hat."

„Anstelle von innerer Entwicklung wird bloße äußere Entwicklung von dem Flachlandliberalen befürwortet. Materielle Verbesserung und ökonomische Umgruppierung werden zu Hauptzielen des Regierens – (Neu)verteilung des materiellen Wohlstands, Schaffung von Gesundheitsfürsorge für alle, Schaffung von Unterkunft für alle, Schaffung von Nahrung für alle, Schaffung von Wohlbefinden für alle. Das überlässt alle Werte, alles Innere, alle Bedeutung, alle Tiefe und alle Göttlichkeit den Konservativen, die eine niedrigere Entwicklungswelle repräsentieren, die jedoch wenigstens nicht das Innere vergessen haben !"

„Gespräche über Inneres – über Werte, Religion, Charakter und Bedeutung – werden somit weitgehend in den Händen der Konservativen belassen. Der Liberale sieht sich dann die typischen blauen-Meme konservativen Werte an – die oft ethnozentrisch und dieser Welle angepasst (und unvermeidbar) sind, die jedoch leicht in Hass gegenüber Homosexuellen und deren Verfolgung, Sexismus und Frauenhass, Militarismus und Imperialismus abgleiten können – und sagt dann: ‚Wenn es das ist, was sie mit „Einflößen von Werten" meinen, dann bleibe ich lieber aus diesem Wertespiel ganz heraus!' – dabei verfehlt er die Erkenntnis, dass die eigene weltzentrische Fairness schlichtweg die nächste Welle der sich hierarchisch entfaltenden Werte ist. So versucht das Liberale, von den ethnozentrischen Werten wegzukommen, nicht indem es sich offen für die eigenen höheren weltzentrischen Werte einsetzt, sondern indem es sich für wertneutral und egalitär erklärt, wohingegen es die nächste Welle der Wertstrukturen verteidigt, die nächste Welle des Inneren, doch dabei versäumt es zu erkennen, dass es dann dem Umherpfuschen in Flachland nachgibt. Anstatt eine neue Welle von Gesprächen über das Innere – höhere Werte, höhere Religion, höheren Charakter, höhere Bedeutung – einzuleiten, spricht es nur über lauwarmen Egalitarismus, eine Pluralität von authentischen höchsten Zielen, pfadlosen Multikulturalismus, kein Inneres ist besser als ein anderes, bla...bla...bla.... Darüber hinaus wird jedem Inneren, wie niedrig auch immer, nicht nur gleiche Achtung sondern auch gleicher Wert zugesprochen, Punkt – und der regressive Alptraum fängt schon an. Der Liberalismus ist viel nobler als das, viel höher als das..."

     „Übrigens ist es oft vermerkt worden, dass ‚konservativ' und ‚liberal' in einigen wichtigen Hinsichten seit der Aufklärung ihre Positionen gewechselt haben. Was den Liberalismus ursprünglich repräsentiert hatte – Individualismus über Kollektivismus, Freiheit von staatlicher Intervention und die Politik des freien Marktes – wird jetzt von einem Zweig des Konservatismus vertreten, während viele Liberalen begonnen haben, eine Politik zu empfehlen, die verdächtig wie der alte Konservatismus aussieht (staatliche Intervention, Kollektivismus, Eingriffe in den Markt, Aussetzung von individuellen Rechten, Betonung auf Kommunalismus)."

„Es gibt eine Menge von Alle-Quadranten-alle-Ebenen-Gründen für diesen größeren Rutsch, doch der einfachste ist: weil der konservative Impuls genau so ist, -- konservativ oder die Vergangenheit konservierend – dass er dazu neigt, nur die Praktiken zu verteidigen, die historisch ihre Wirksamkeit bewiesen haben. Sie sind nicht progressiv oder revolutionär – in der Zukunft nach einer Art von Chance oder Erlösung suchend – sie sind traditionell, sogar reaktionär: in der Vergangenheit nach stabilen, bewährten Ankerplätzen suchend."

„Nun, zur Zeit der Aufklärung sollte der Konservatismus blau gewesen sein, denn das war schließlich über tausend Jahre gut gegangen; die orange Aufklärung war andererseits sehr neu und revolutionär (und daher liberal oder progressiv). Anstelle von blauem Kollektivismus und mythischer Teilhabe brachte sie orangen Individualismus und die Wahlfreiheit (wenn nötig durch revolutionäre Mittel)."

    „Sogar jetzt noch wird in den Wörterbüchern der Hauptunterschied zwischen konservativ und liberal so angegeben: der Konservative ist traditionell, der Liberale ist progressiv. Und dabei ist eine Menge Wahrheit. Doch die Wahrheit ist gleitend...."

„Das heißt auch, dass der Liberalimus so gut gearbeitet hat (sogar in seiner Flachlandform) – in der Wirtschaft, der Naturwissenschaft, bei technischen Steuerungsproblemen, bei der Produktion des Wohlstands am freien Markt – dass mit der Zeit, als 300 Jahre vergangen waren, diese orangen Praktiken langsam....konservativ geworden sind. Die neue führende Welle war dann natürlich grün, und deshalb musste man, um liberal oder progressiv zu sein, nun in seinen Werten dem grünen Meme angehören – und das bedeutete, dass man als guter Liberaler beginnen musste, die vorangegangenen orangen Werte zu bekämpfen. So wurden genau die Werte, die ein paar Jahrhunderte vorher die führenden (und buchstäblich revolutionären) liberalen Werte waren, jetzt genau die Werte vieler Konservativer geworden waren, die tatsächlich begannen, die Aufklärungswerte von Individualismus und Praktiken des freien Marktes zu umfassen und zu verteidigen – genau die Werte, die sie drei Jahrhunderte vorher so energisch bekämpft hatten! Natürlich bleibt die andere höchst einflussreiche Untergruppe der Konservativen näher bei den ‚altmodischen' konservativen blauen Werten, weshalb der Konservatismus heute eine eigenartige Mischung aus Blau und Orange ist, so wie der Liberalismus heute eine eigenartige Mischung aus Orange und Grün ist."

    „Dies war ein gewaltiger Umschwung, als die Konservativen nach Orange und die Liberalen nach Grün wanderten. Weil die Liberalen, die von Orange nach Grün gewandert waren, nicht mehr länger individuelle Freiheit sondern Kollektivismus empfahlen; nicht mehr Freiheit vom Staat sondern staatliche Intervention; nicht mehr akademische Freiheit sondern politisch korrektes Gruppendenken. Und diese kollektivistischen Liberalen vom grünen Meme – Pomo- (postmoderne; A.d.Ü.) Liberale – wurden nun im Namen der individuellen Freiheit von den Konservativen vom orangen Meme angegriffen, die Aufklärungswerte platzieren (die gleichen Werte, die sie damals verachteten)! Und grüne Pomo-Liberale begannen die Werte der Aufklärung und des Westens wutentbrannt anzugreifen – und griffen ihre eigenen Eltern an! Noch unheimlicher: grüne Liberale und blaue Konservative befinden sich nun oft in der beunruhigenden Situation, dass sie sich zusammentun müssen, um Regierungskontrolle von individueller Freiheit zu ermutigen: liberale Feministinnen und fanatische Konservative z.B. bestehen beide auf dem staatlichen Verbot pornografischen Materials."

„Das macht alles Sinn, wenn ihr daran denkt, dass die Konservativen auf den gestrigen Wellen, die Liberalen auf den Avantgarde-Wellen reiten. Doch zur Zeit ist keiner von ihnen in der Lage, die gesamte Spirale zu reiten. Und das ist genau das Problem. Sowohl die konservative als auch die liberale Position sind parteiisch, fragmentiert, verfremdet und entfremdend."

„Dementsprechend haben wir heute folgendes: die typische konservative Position erkennt richtig die Wichtigkeit der inneren Entwicklung an (oder die linken Quadranten), doch nur bis hinauf nach Blau-Orange; und sie wertet das Äußere generell ab. Um integral zu werden, müsste der Konservatismus daher anerkennen, dass 1) äußere Entwicklung und Verteilung (Faktoren der rechten Quadranten) für viele Menschen oft ungleich und unfair sind und dass dies für den Hauptteil ihres Leidens verantwortlich ist; und dass 2) im Inneren höhere Bewusstseinsebenen vorhanden sind – und höhere Werte – als Blau-Orange, und das gesamte Bewusstseinsspektrum und die entsprechenden Werte müssen anerkannt und an jedes politische Herrschaftssystem adressiert werden, das umfassend und daher der wirklichen Welt angemessen sein will, hier und außerhalb."

„Auf der anderen Seite bewegt sich die typische liberale Position entscheidend von den ethnozentrischen (rot-blau) zu den beginnenden weltzentrischen Wellen (Orange nach Grün) hin – eine wirklich höhere evolutionäre Entwicklung – doch nur, um im Flachland eingeschlossen zu werden und entleert somit die Wichtigkeit der inneren Wachstumshierarchie, die ihre eigene noble Haltung zuallererst hervorgebracht hat. Die Werte des Liberalismus sind immer von den postkonventionellen Wellen gekommen (ob in der modernen Aufklärung oder in den postmodernen pluralistischen Formen). Doch gefangen im Flachland, verfehlt der Liberalismus in all seinen Formen die Einsicht, dass Liberalismus deshalb NICHT eine andere Version von Egalitarismus ist, sondern von Elitismus: die Haltung des Liberalismus erfordert selbst das Wachstum und die Entwicklung von Bewusstsein und Kultur zu den postkonventionellen, weltzentrischen Wellen hin – die bislang in der Geschichte nur eine Minderheit von Menschen einbeziehen. Das heißt, dass die liberale Haltung der Gleichbehandlung aller Menschen eine nur von einer Minderheit von Menschen rund um die Welt eingenommene Haltung ist. Das ist nicht schlecht; weit gefehlt: das erinnert schlichtweg daran, dass der Liberalismus aus den höheren – und deshalb relativ seltenen – postkonventionellen Wellen der psychologischen und kulturellen Evolution entspringt."

„(Ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Liberalismus dann, wenn er sich in genealogischem Dunkel und einem Egalitarismus eines falschen Bewusstseins abmüht, gewöhnlich die niedrigen, präkonventionellen Wellen verteidigt und fördert, Wellen, die authentisches liberales Bewusstsein fast herabsetzen, indem sie seine liberalen Slogans aggressiv als Geisel nehmen. Ich will jetzt nicht diese Prä ost-Verwirrung diskutieren, die heutzutage die Hallen des Liberalismus heimsucht, wie wichtig dies auch sein mag; ich will mich lieber auf die führenden liberalen Werte selbst konzentrieren und die innewohnenden Schwierigkeiten, die einer höheren Bewusstseinswelle überall in der Welt entgegenwirken.)"

   „Weil der Liberalismus selbst relativ hohen Entwicklungswellen entspringt, folgen viele schwierige Probleme auf dem Fuße. Genau deshalb weil der Liberalismus historisch die Avantgarde der Bewusstseinsentwicklung repräsentiert – die führende, wachsende Spitze – (noch anders ausgedrückt: weil er nämlich progressiv ist) – deshalb hat der Liberalismus bisher die höchsten Entwicklungsebenen der psychologischen Toleranz, der kulturellen Umfassung und der politischen Einschließung repräsentiert: nicht egozentrische Politik (was für mich gut ist), nicht ethnozentrische Politik (was für meinen Stamm gut ist), sondern weltzentrische: was für alle Stämme, alle Völker, alle Rassen gut ist. Als die Welt ethnozentrisch blau war (als sie einen rigiden und dogmatischen Glauben an einen absolutistischen Gott, die Unterwerfung unter einen Monarchen, Tod allen Heiden und Ungläubigen forderte), erhob sich der Liberalismus als weltzentrisches Orange (und forderte die universellen Menschenrechte, unabhängig von Rasse, Geschlecht, Hautfarbe oder Glauben). Als die Welt selbst, oder besser ihre elitären Regierungssysteme, sich dann ausdrücklich nach Orange bewegten (indem sie universelle liberale Werte umfassten, die zur Abschaffung der Sklaverei, dem Aufkommen des Feminismus, der revolutionären Einsetzung der repräsentativen Demokratien rund um die Welt führten), da bewegte sich der Liberalismus sogar noch weiter nach Grün (und forderte, dass diese universellen liberalen Werte wahrhaftig allen Völkern zukommen sollten, ohne eines an den Rand zu drängen oder zu unterdrücken).

„Bei all diesen Gelegenheiten repräsentierte der Liberalismus die nächste, große, höchste Bewusstseinswelle der Entwicklung und Einschließung – und deshalb war der Liberalismus selbst die treibende Kraft für alle diese hauptsächlichen Ausdehnungen der politischen Theorie und Praxis, indem er politische Toleranz und Umfassung vom Ethnozentrischen zum wahrhaft Weltzentrischen ausdehnte und vorantrieb (und so ritt er auf der führenden Kante der Bewusstseins- und kulturellen Evolution selbst, die, wie wir oft gesehen haben, die Tendenz hat, vom Egozentrischen zum Ethnozentrischen zum Weltzentrischen zu fließen)."

„Deshalb hat der Liberalismus in jedem Teil seiner noblen Geschichte auf der führenden Kante der Bewusstseinsevolution gesessen – einer ELITÄREN führenden Kante, die niemals jedoch zu mehr als 10% der Gesamtbevölkerung einer Zeit anstieg – und dennoch fand er generell gütige Weisen, seinen Elitismus anderen aufzuzwingen. Die amerikanische Verfassung ist zum Beispiel meistenteils ein Dokument der fünften moralischen Stufe – eine Aussage des orangen Memes, auf den Werten der Aufklärung basierend. Doch als dieses Dokument geschrieben wurde – und schließlich als das Gesetz des Landes eingesetzt wurde – befand sich weniger als 10% der amerikanischen Bevölkerung auf der moralischen Stufe 5. Die Brillanz der Gründungsväter ließ sie einen Weg finden, diese seltene elitäre Haltung einzunehmen – indem sie Gleichheit und Freiheit für alle forderten – und sie der gesamten Bevölkerung als das Rückgrat einer Folge von legalen und verhaltensmäßigen Kodices aufzuzwingen, die verlangten, dass sogar Individuen, die sich in ihrem Inneren nicht auf der moralischen Stufe 5 befanden, ihr äußeres Verhalten den Regeln anpassen sollten, die mit einer Handlung der moralischen Stufe 5 vereinbar sind (z.B.: Ihr müsst mich nicht lieben, doch wenn ihr auf mich schießt, werdet ihr eingelocht). So verkörperten die amerikanischen Gesetze auf ihrer besten Seite einen Versuch, höhere, postkonventionelle, weltzentrische Antworten zu chiffrieren – ohne Ansehen von Rasse, Geschlecht, Hautfarbe oder Glaubensbekenntnis – eingesetzt mit der Zustimmung der Regierten (der Gesellschaftsvertrag der fünften moralischen Stufe), auch wenn diese Gesetze von der Entwicklung her über den meisten der Regierten standen. Die gesetzgebenden, richterlichen und politischen Strukturen der Vereinigten Staaten handelten so in ihren besten Instanzen sowohl als eine der gesamten Bevölkerung auferlegte höhere elitäre Haltung und als ein Magnet der psychologischen und kulturellen Entwicklung seiner Völker, die in die weltzentrischen Werte von Freiheit und Gleichheit hineinwachsen konnten, die in die Kodices eingebettet waren und sie formten. Kurz gesagt: Die Verfassung war ein Schrittmacher der Transformation – sie drückte dem Land einen Satz von postkonventionellen, weltzentrischen, liberalen Werten ein – doch dies waren nicht vererbte Werte oder aristokratische Werte oder nur an wenige Auserwählte gegebene und allen übrigen verweigerte Werte: nein, sie waren Entwicklungswerte – d.h. Werte, in die alle Menschen hineinwachsen könnten: es war ein Elitismus, doch ein Elitismus, zu dem alle eingeladen waren."

„War der Liberalismus dazu berechtigt, so etwas zu tun ? Sicherlich. Warum ? Weil der Liberalismus in seinem Kern einen wirklich höheren, weiteren, ausgedehnteren Satz von Werten repräsentierte, die von der höchst zu erwartenden Entwicklungswelle jener Zeit stammten (zuerst Blau nach Orange und dann Orange nach Grün und dann vielleicht....noch höher ? Lasst uns darauf etwas später zurückkommen)."

„Nun zu den Problemen. Sie sind so ausgedehnt wie die des Konservatismus und wesentlich aus dem gleichen Grund: keine Haltung ist integral. Sowohl die liberalen als auch die konservativen Haltungen repräsentieren sehr wichtige Strecken des gesamten Spektrums, doch keine repräsentiert das Spektrum selbst – beide sind parteiisch , fragmentiert und letztlich unterdrückend."

„Der Liberalismus fordert, dass alle Menschen vor dem Gesetz und politisch gleich behandelt werden – was an diesem sich entfaltenden Punkt sicherlich richtig ist – doch dies bedeutet nicht und kann im Zusammenhang nicht bedeuten, alle Menschen so zu behandeln, als hätten sie gleiche kognitive, moralische oder spirituelle Fähigkeiten, die sie erwiesenermaßen nicht haben. Der Liberalismus weiß das ganz und gar, doch er vergisst dies ständig und tendiert dahin, von dem gehobenen, im ganzen noblen Standpunkt, dass ‚alle Werte fair behandelt werden müssen und nicht voreingenommen sein dürfen hinsichtlich der Rasse, des Geschlechts, des Glaubens oder Bekenntnisses' – in die fade, sich selbst widersprechende Bemerkung abzugleiten, ‚dass alle Werte daher gleich sind, Punkt.'"

„Die meisten Liberalen wissen das, doch wenn sie ‚Freiheit, Gleichheit und demokratischen Egalitarismus' als Aushängeschild nehmen, als wenn dies tatsächlich alle liberalen Werte wären, dann begünstigen sie eine Flachland-Weltsicht, die nicht bemerkt, dass weltzentrische Werte besser als ethnozentrische Werte sind, die wiederum besser als egozentrische Werte sind – und somit verleugnen sie tatsächlich die Wachstumshierarchie, die ihren eigenen Standpunkt hervorgebracht hat – und damit entmutigen sie subtil das innere Wachstum und den holarchischen Fortschritt – wenn diese Agenda tatsächlich durchgeführt werden sollte, würde sie die aktuelle Quelle aller liberalen Werte zerstören – nämlich die postkonventionellen Wellen der Entwicklung."

„Sowohl der orange Aufklärungsliberalismus und der grüne postmoderne Libralismus weiden das Innere schwerwiegend aus, plündern die linken Quadranten und dann legen sie fast die gesamte Betonung auf das Ausbessern des Äußeren (materiell und ökonomisch) als die einzigen Mittel zur Linderung des menschlichen Leidens, dabei übersehen sie, dass es ohne ein begleitendes inneres Wachstum von Bewusstsein und Kultur (oberer linker und unterer linker Quadrant) nichts gibt, das die äußere Entwicklung im Rahmen halten kann. Der grüne Liberalismus behauptet besonders, dass keine Werthaltungen besser oder schlechter als andere seien und das führt natürlich geradewegs zu dem gemeinen grünen Meme und den Schrecken von Boomeritis, mit freundlicher Genehmigung einer massiven Pathologie an der Spitze des Trends. Und glaubt mir, an der Spitze des Trends will man am wenigsten Pathologie sehen."

„Damit der Liberalismus integral werden kann, muss er daher seine eklatanten Defizite aufarbeiten (wie es auch der Konservatismus tun muss): beide von ihnen werden dann beim Finden der ersten wirklich integralen Politik in der Geschichte wetteifern. Wir sahen bereits die vom Konservatismus verlangten Hauptzüge (das Äußere generell und höhere Werte als Blau-Orange anerkennen). Die entsprechenden Schritte für die Liberalen wären: 1) das Innere generell anerkennen; d.h. die inneren Wachstumswellen erkennen – die Wachstumsholarchie – die seinen eigenen noblen, ausgedehnten, weltzentrischen Standpunkt hervorgerufen haben und auf Wege hinarbeiten, dieses innere Wachstum zu fördern (es nicht zwingen, sondern fördern, indem die Bedingungen für dieses Wachstum allen frei zugänglich gemacht werden – eine der originalen Bestimmungen einer wahrhaft liberalen Erziehung). Der typische Liberalismus hat einen von Kants Hauptpunkten vergessen: ‚Freiheit heißt nicht, dass man alles tun kann, was man will; sondern seinen eigenen höchsten Diktaten zu folgen. Ich wiederhole: ‚Freiheit heißt nicht, dass man alles tun kann, was man will (und deshalb bedeutet persönliche oder politische Freiheit nicht Anarchie im Verhalten); Freiheit bedeutet, seinen eigenen höchsten Diktaten zu folgen ( und deshalb verlangt persönliche und politische Freiheit innere Entwicklung). Eine egozentrische Person ist nicht frei, sondern ist ihren Impulsen unterworfen; eine ethnozentrische Person ist nicht frei, sondern ihren Vorurteilen unterworfen; erst eine weltzentrische Person beginnt, die Luft einer auf alle ausgedehnten Freiheit und Gleichheit zu atmen."

„Kurz gesagt: man ist nicht frei geboren, überall wird man in Ketten geboren. Doch man kann frei werden und über seine engen Perspektiven hinauswachsen, um schließlich eine weltzentrische, globale, nichtausschließende Bewusstheit zu umfassen – und in deren Freiheit und Fülle befreit zu werden."

„Setzt unsere Worte ein: man ist nicht frei durch den bloßen Besitz allen vorstellbaren materiellen Komforts, weil jemand in Rot ein Sklave seiner Zwänge ist, jemand in Blau ist ein Sklave der Herdenmentalität, jemand in Orange ist ein Sklave seines Profitstrebens, jemand in Grün ist ein Sklave seiner Subjektivität. Erst im zweiten Rang beginnt eine Person, diese niedrigeren Impulse, Antriebe und Diktate zu transzendieren und sich an deren Stelle zu einer Vision des flüssigen, fließenden Ganzen zu erheben, das einem erlaubt zu beginnen, wirklich Frei und wirklich Ganz in einer integralen Umfassung zu sein, die für alle Platz schafft."

„Daher ist der zweite Schritt für den Liberalismus, um integral zu werden...Nun, wenn Schritt 1) die Anerkennung der Notwendigkeit sowohl inneren als auch äußeren Wachstums ist, dann involviert Schritt 2) die Notwendigkeit, noch höhere innere Wellen über Orange und Grün hinaus anzuerkennen…. Wie der traditionelle Konservatismus höhere Wellen als Blau-Orange anerkennen muss, muss der heutige postmoderne Liberalismus Wellen höher als Orange-Grün anerkennen. Doch jenseits von Grün ist .... der zweite Rang. Und, Freunde, das wird wohl alles verändern."

Integral: Eine Union von Konservativen und Liberalen

     Powell sah auf. „Ist das soweit Okay ?"

     „Das machst du toll, meine Liebe," sagte Margaret.

     „Das definierende Hauptcharakteristikum des zweiten Rangs ist vielleicht, dass er das ganze Bewusstseinsspektrum verstehen kann und die volle Entwicklungsspirale (wenigstens bis zur heutigen Leitkante, die jetzt Türkis ist). Das bedeutet, dass der NEUE Liberalismus als die heutige Leitkante der Kultur – d.h. ein Liberalismus, der sich von Grün nach Gelb/Türkis bewegt hat – etwas tun würde, was keine politische Philosophie in der Geschichte jemals geschafft hat: die gesamte Spirale der Entwicklungswellen (bis zu Türkis) anerkennen, harmonisieren, verflechten und integrieren – NICHT durch den Gebrauch von Flachland-Pluralismus (der grüne Versuch beim Integralen) sondern eines holarchischen Pluralismus (d.h. eine eingenistete Wachstumshierarchie, die eine anwachsende Ausweitung von Achtsamkeit und Bewusstsein repräsentiert). Jedes Meme, jede Ebene, Stufe und Welle hat dennoch eine wichtige Rolle zu übernehmen und ist noch ein unschätzbarer Teil der gesamten Spirale, nicht nur weil jede ältere Welle ein notwendiger Bestandteil der späteren Wellen ist (keine Atome, keine Moleküle), sondern weil jedes Holon, Junior oder Senior, auf seiner eigenen Ebene eine lebenswichtige Rolle zu spielen hat. Nichts geht jemals verloren; alles wird einbezogen, wenn diese bewundernswerte Spirale ihren Weg von den Atomen zur Ewigkeit geht."

„Eine wahrhaft integrale Politik würde daher wirksam sein, alle Wellen und Memes über wenigstens zwei Hauptdimensionen zu integrieren: weil jede Welle in ihrem eigenen Recht wichtig ist und weil die meisten Individuen ihr Erwachsenenleben auf einer bestimmten Welle verbringen werden (hoch oder niedrig oder dazwischen), dann würde eine Kultur im Idealfall Wege anbieten, um die vier Quadranten auf wirklich jeder Welle zu integrieren. Diese horizontale Integration würde jedem gestatten, Selbst, Kultur und Natur (Ich, Wir und Es) zu integrieren, auf welcher Ebene sie auch sein mögen. Darüber hinaus würde eine wahrhafte integrale Politik des zweiten Rangs ein Verflechten der verschiedenen Wertstrukturen über das gesamte Bewusstseinsspektrum und die Entwicklungsspirale erlauben – eine vertikale Integration. Nicht länger würde dann ein Satz an Werten als der einzige Satz betrachtet werden, der Regierungssysteme informieren sollte. Die gesamte Spirale der Entwicklungsmöglichkeiten würde für einen integralen Prozess der Entscheidungsfindung in Betracht gezogen werden. Technische Steuerungsprobleme könnten immer noch von der Naturwissenschaft der rechten Systeme behandelt werden, doch die Regierungspolitik, Normen und Ideale würden das gesamte Spektrum menschlicher Werte bedenken, wie sie in der Kultur zu jeder Zeit gegeben sind und wie sie sich in der Gesellschaft, die somit selbstregierend ist, ausfalten und entwickeln. Dann handelt die Spirale in den und durch die politischen Führer, die regieren werden und nicht dies oder jenes Teilmeme. Ist das Management-Elitismus ? Ja, in der Tat, genau wie es die liberale Führungskante immer getan hat. Doch noch einmal: es ist ein Elitismus, zu dem alle eingeladen sind."

„Lasst mich diesen Abschnitt zusammenfassen: Zur Zeit sind weder Konservatismus noch Liberalismus integral – keiner von beiden ist ‚alle Quadranten, alle Ebenen'. Der typische Konservative verteidigt die blauen-bis-orangen Wellen und ignoriert oder wertet die rechten Quadranten ab. Der typische Liberale verteidigt die orangen-bis-grünen Wellen und ignoriert oder wertet die linken Quadranten ab. Um integral zu werden, müssten beide ihre Ungleichgewichte korrigieren, indem sie die ignorierten Quadranten und Ebenen ansprechen: die Konservativen, indem sie ausdrücklich die rechten Quadranten und die Ebenen höher als Orange einbeziehen; und die Liberalen, indem sie ausdrücklich die linken Quadranten und die Ebenen höher als Grün einbeziehen. Wir haben jeden dieser Punkte weiter oben diskutiert."

„Jedoch wird eine solche Politik nicht länger konservativ oder liberal sein, nicht wie wir sie bisher erfahren haben. Sogar der Liberalismus, der ansonsten in der Lage sein müsste, das Banner der integralen Politik voranzutragen – einfach weil er die Führungskante der kulturellen Evolution ist, würde auch als erster in den zweiten Rang hineinschlagen – doch selbst dann würde er eine Art Liberalismus werden, den niemand, absolut niemand, vorher gesehen hatte: ein Liberalismus, der NICHT gegenüber dem Konservatismus beanspruchen würde, dass ‚wir Recht haben und ihr Unrecht habt', wie es ein drolliger Titel eines liebenswerten führenden liberalen Vielredners ausdrückt (es ist James Carville), sondern vielmehr: ‚Wir haben beide Recht, was zum Henker machen wir denn jetzt ?"    

Als sich das Lachen gelegt hatte, lächelte Lesa Powell und fuhr fort, aus ihren Notizen zu lesen. „Deshalb nennen wir diese neue integrale Politik mit beiden Bezeichnungen als postkonservativ und postliberal, obwohl wir glauben, dass die Führungskante wahrscheinlich von den hochentwickelten Liberalen kommen wird, die zum zweiten Rang durchgebrochen sind und damit erkennen, dass 1) alle vorherigen Memes, Werte, Stufen und Wellen in einem holarchischen Pluralismus geachtet werden müssen; 2) das bedeutet, dass nicht nur die gesamte Entwicklungsspirale integriert werden muss (vertikale Integration), sondern 3) dass sowohl der rechte als auch der linke Quadrant oder das Innere und das Äußere integriert werden müssen (horizontale Integration); so dass 4) ‚progressiv' aufhören müsste, nur Fortschritt unter materiell-ökonomischen Bedingungen zu bedeuten, sondern dass er Wachstum und Bewusstseinsentwicklung einschließen würde und müsste; das würde ein radikal progressiver Standpunkt sein, der auch 5) zutiefst konservativ sein würde dadurch, dass alle gestrigen Memes geachtet, bewahrt und in das stattfindende Ausfalten von Bewusstsein und Kultur aufgenommen würden."

Nach dieser langen Rezitation machte Lesa eine Pause; sie hatte fast eine Stunde lang vorgelesen. „Nun, so weit bin ich mit der Vorlesung gekommen. Ich muss sie jetzt mit einem Umriss der integralen politischen Position selbst abschließen. So gut wie Empfehlungen für Antworten – individuell und kollektiv. Ich dachte, ihr könntet mir alle dabei helfen." Sie sah sich in der Tischrunde um.

Carla Fuentes war die erste, die etwas sagte. „Verdammt scharf! Was für eine Fahrt. Ich weiß, dass wir jetzt zu den transpersonalen und spirituellen Antworten auf die Terroristenattacke kommen werden, doch während du das vorgelesen hast, konnte ich nicht umhin, an das WTC und die verschiedenen politischen Kommentare darüber zu denken. Und traurig, traurig, es ist doch die Wahrheit – weder konservativ noch liberal sind in irgendeiner existierenden Form integral; keiner von beiden spricht alle Quadranten in all ihren Ebenen und Linien an. Ein Ansatz aller Quadranten und Ebenen würde das Beste von beiden übernehmen und ihre lähmenden Beschränkungen und Parteilichkeiten über Bord werfen. Eine Kurze Geschichte des Kosmos fasst diesen Ansatz kurz zusammen, doch dieses Buch sagt selbst, dass wir auf eine detaillierte Anwendung dieses integralen Ansatzes zu verschiedenen Themen warten. Übrigens wiederholt sich dieser Autor ständig, meint ihr nicht auch ?"

„Jedenfalls haben wir gerade die konservativen und die liberalen ideologischen Interpretationen nur einseitig behandelt. Was wir haben, sind alles sehr intelligente Menschen wie Samuel Huntington, die uns eine konservative blaue Meme –Lesung vom Kampf der ethnozentrischen Kulturblöcke geben; oder ein wundervoller orange-Meme-Theoretiker wie Thomas Friedman, der über die Weltlage in Worten der Globalisierung des Marktes redet; oder grüne Liberale wie Laclau und Mouffe, die alles auf den Diskurs als eine neue Weise reduzieren, um über die Brutalität des Westens herzuziehen. Abgesehen von ihren Teilwahrheiten, sind alle diese blauen, orangen und grünen Analysen bis in den Kern verkümmert, indem sie sich auf einen Satz von Wertinterpretationen verlegen, die Fakten durch diese Linsen sehen und dann unbewusst die übrigen Fakten in einer Weise verdrehen, der sie selbst gegenüber blind sind. Jeder von ihnen hat ein unglaublich wichtiges Teil des Puzzles; keiner von ihnen sieht den ganzen Elefanten."

     Carla Fuentes schüttelte den Kopf und holte tief Luft. „Es bringt überhaupts nichts, mit einem nur-äußeren liberalen Geschrei zu äußern, dass die U.S.-Interventionen in anderen Kulturen um die sechs Millionen Menschen überall in der Welt getötet haben. Durch eine Analyse aller vier Quadranten und Ebenen müsste man zeigen, wie hoch die Verluste gewesen wären, wenn nicht die USA interveniert hätten, sondern wenn ein anderer, womöglich schlimmerer Teufel die Oberhand gehabt hätte. Noch dazu muss man zeigen, welche die aktuellen realistischen Alternativen gewesen wären, begründet auf einer genealogischen Forschung und nicht auf der liberalen Psychologie und Politik des Flachlands."

     „Natürlich ist die amerikanische Macht irgendwie ein böser Bube in dieser besonderen Hinsicht; Globalisierung – gemeint ist in diesem Fall eine kapitalistische Expansion des orangen Meme – ist teilweise für die Usachen des Terrorismus verantwortlich zu machen. Etwas später werde ich euch mehr sagen, was ich über dieses Zeug denke ! Doch was ich gern sehen möchte, ist wie ein anderes Land – Frankreich, Japan, Iran, Deutschland, Indonesien, Ruanda, Peru, Irak – mit dem gleichen Anteil an Macht auf einer Weltskala umgehen würde. Würden sie es besser, schlechter oder viel schlechter machen ? Habt ihr das Bild verstanden ? Soweit ich es beurteilen kann, kann oder könnte kein Land diesen Anteil an Macht gut handhaben – mit der möglichen Ausnahme von Holland, wahrscheinlich das einzige gesunde Land auf dem Antlitz der Erde, doch sie sind zu sehr damit beschäftigt, gut zu leben, um so machtbesessen zu werden. Doch es ist höchstwahrscheinlich, dass jeder andere schlimmer als Amerika wäre, einige durch verblüffende Größenverhältnisse – die gleichen Länder, die am lautesten schreien, welche Kriminellen die Amerikaner seien. Welche pathetische Scheinheiligkeit, diese vulgären Kritiker. Doch böse ist böse, und Amerika ist böse genug in dieser Hinsicht. Bleibt zu zeigen: Wenn man Terrorismus verhindern will, dann gehe man zu den Grundursachen des Terrorismus, ja ? Doch man kann nur die wirklichen Grundursachen sehen, wenn man durch eine integrale Linse schaut."

     Carla holte wieder tief Luft und fuhr dann rasch fort. „Einer der Gründe, weshalb wir uns damit aufhalten, ‚Grün herauszuangeln', ist dass es die am höchsten zu erwartende Ebene ist, die in großer Anzahl in der kulturellen Elite zu finden ist. Es dominiert die akademische Welt, die liberale Politik, die sozialen Einrichtungen, das Erziehungswesen. Und deshalb verursacht sein fauler Zauber Probleme, die sich schnell vervielfältigen und durch das soziale System niederplätschern, eine Form von Tröpfeninfektion. Boomeritis, um eine aktuelle Bezeichnung zu benutzen, ist ein machtvoller Multiplikator. Und deshalb bewahren wir eine besondere, sagen wir mal, Bosheit für das gemeine grüne Meme, obwohl die Probleme mit Rot, Blau und Orange katastrophal sind. Grün antwortet: ‚Ich bin sehr beunruhigt wegen dieses unsensiblen Tons, ihr etwa nicht ?'

„Das ist ein Teil des Problems. Das grüne Meme betrachtet die gegenwärtigen politischen Situationen hier und im Ausland, und mit seiner unbewussten Fixierung auf Flachland ist es gezwungen, wann immer es ein hierarchisches Ungleichgewicht sieht, anzunehmen, dass dieses besagte Ungleichgewicht -- nicht von irgendwelchen inneren Faktoren (weil Flachland keine inneren Faktoren anerkennt) -- ausgelöst wird, sondern bloß von äußeren Faktoren, die der Situation von einer imperialen, unterdrückenden, bösartigen Macht auferlegt werden – in der Regel vom Westen – und daher ist es blind gegenüber irgendwelchen inneren Faktoren, die zur Situation beitragen mögen (wie etwa die Tatsache, dass der Westen die einzige Kultur ist, die legalerweise postkonventionelle Werte institutionalisiert hat, wenn auch unvollständig ausgeführt). Der Westen wird zum Teufel – und alles Nichtwestliche, wie die netten Taliban, müssen unschuldige Opfer sein. Die liberale Kritik sieht die Komplizenschaft des Westens; die konservative Kritik sieht die Schuld der Taliban; keiner sieht das Ganze. Der Westen ist viel weniger verantwortlich, als die Liberalen vom grünen Meme es glauben, und viel mehr verantwortlich, als es die Konservativen sehen können."

     Margaret Carlton nickte. „ Ich war besonders betroffen durch die Tatsache, dass der postmoderne Liberalismus – nun, wie ihr wisst, greift der postmoderne Poststrukturalismus zur Zeit den traditionellen Liberalismus sehr aggressiv an, daher behaupten die Postmodernen, dass sie überhaupt keine Liberalen mehr sind. Doch wie du vermutest, Lesa, ist dies nur ein Angriff von grünen Liberalen auf orange Liberale. Der gleiche evolutionäre Schub, der zwei Hauptunterabteilungen des Konservatismus hervorgebracht hat –nämlich den traditionell blauen (dessen vormoderne Werte dazu neigen, die Werte der modernen Aufklärung zu bekämpfen) und das Orange des freien Marktes (das sich zur Umfassung der meisten Werte der Aufklärung entwickelt hat) – und er hat gleichermaßen zwei Hauptunterabteilungen des Liberalismus hervorgebracht – nämlich die orangen Liberalen (die die originalen Aufklärungswerte von individueller Freiheit und Gleichheit repräsentieren) und die grünen Liberalen (die die moderne Aufklärung vehement angegriffen und ihre Werte von individueller Freiheit durch Gruppenrechte ersetzt haben; wie wir alle wissen, sind die meisten grünen Aussagen zu dieser Zeit in der Geschichte mit Boomeritis und dem MGM durchlöchert, daher müssen grüne Liberale noch ihren gesunden Ausdruck finden. Und gleichermaßen greifen viele starke orange Linke, die an äußeren Ursachen orientiert sind – z.B. Chomsky, Albert, Callinicos, Harvey – aggressiv die Pomolinken an – z.B. Zizek, Rorty, Laclau – was zeigt, dass dasjenige, was sie trennt -- die Werteebenen des Bewusstseins – genauso wichtig ist wie das, was sie vereint – die äußere Verursachung. Dennoch würde jeder Konservative sie alle als, nun ja, nichtkonservativ ansehen)."

     „Das heißt: orange Liberale und grüne Liberale sind beide Liberale in unserem Sinne: sie legen die Hauptverantwortung für menschliches Leiden auf äußere Umstände (leidet jemand, dann ist es NICHT sein Fehler); deshalb schlagen sie progressive soziale Verbesserungen vor, die meistenteils auf äußerer, materieller und ökonomischer Neuverteilung (rechte Veränderungen) beruhen und im Fall von Grün ausgedehnte soziale Kontrolle offensiven Sprachgebrauchs; beide ignorieren die inneren (linken) Wachstumshierarchien– greifen jedoch ihre Erwähnung an -- , die ihren eigenen noblen Standpunkt hervorgebracht haben, und folglich fällt ihnen nichts dazu ein, wie sie ihr Einfühlungsvermögen in Andere wiederherstellen könnten (zum Glück ist die Evolution nicht auf sie angewiesen!); ob es nun akzeptiert wird oder nicht, beide repräsentieren dennoch zur Zeit die Führungskante der Evolution (obgleich beide eine intensive Flachlandphilosophie haben, die das verleugnen würde); und beide agitieren zu Recht für einen progressiven politischen Wechsel, um den Kreis der Umfassung und Toleranz zu vergrößern (egozentrisch zu ethnozentrisch zu weltzentrisch)."

   „Schnell eine Frage", unterbrach Derek. „Zugegeben, dass Liberale generell die meisten Ursachen für menschliches Leiden als äußerlich definieren. Doch die grünen oder Pomolinken reden die ganze Zeit über Subjektivität und Gefühle und Interpretation und Inneres – einfach weil Grün ständig über Inneres redet. Ist das denn keine innere Verursachung ?"

„Es ist inneres Gerede, aber nicht innere Verursachung. Der grüne postmoderne Linke spricht tatsächlich über Inneres, Sensibilität, Fürsorge, eine nichtausgrenzende Haltung zu haben und so weiter. Doch sobald es zu den Ursachen deines Leidens kommt, sind alle von denen äußerlich. Das heißt, du leidest nicht, weil du es versäumt hast, dein eigenes Bewusstsein zu entwickeln; du leidest, weil ein anderer (nämlich die westliche Aufklärung) dich unterjocht, weil sie dir gegenüber unsensibel ist, dich ausgrenzt und so weiter. Wenn du leidest, dann deswegen weil du ein Opfer bist und nicht ein verantwortlicher Agent in deinem eigenen Zustand. Wenn man über deine Werte redet, dann können sie nicht niedriger eingestuft werden, weil sie überhaupt nicht beurteilt werden können, und dies schafft die innere Verursachung vom Tisch."

      „Habe ich geschnallt."

     „Wie ich anfangs jedenfalls sagte, ist es wirklich traurig, dass der grüne postmoderne Liberalismus so sehr mit der Stimme den Werte-Egalitarismus verteidigt hat und dabei aufgehört hat, in einer durchgängigen Weise progressiv zu sein. Da ihnen eine zusammenhängende Sicht fehlt, wie und warum die Gesellschaft auf der Basis von normativen, entwicklungsmäßigen, evolutionären und progressiven Werten verbessert werden soll, fallen sie auf ein Programm sozialer Verbesserungen zurück, das auf nichts anderem beruht als ökonomischer Neuverteilung und verhaltensmäßigem Totalitarismus, und das ist niemals eine glänzende Idee. Und deshalb, worauf Kritiker von Habermas bis Taylor hingedeutet haben, enden die Postmodernen so oft als Reaktionäre. Der wahre Fluch der Postmoderne: sie ist zutiefst reaktionär, weil sie, verloren im Flachland-Pluralismus, keine Schiene finden kann, um eine normative, progressive Entwicklung in einen besseren Gesamtzustand einzusetzen (abgesehen von ihrer Standardforderung, dass alles viel besser würde, wenn jeder einfach mit ihnen übereinstimmen und universell die Idee umfassen würde, dass es keine umfassenswerten Universalien gebe). Anstatt anzuerkennen, dass die Werte der nichtausgrenzenden Gleichheit nur aus höheren Wellen erwachsen können, weiten sie Bemerkungen von Gleichheit auf Menschen aus, die das Kompliment nicht erwidern werden, und sie können nicht herausbekommen, weshalb das nicht klappt ! Die Gesellschaft geht am Ende dann nirgendwohin oder gleitet rückwärts ab – besonders von weltzentrischen Rechten zu bloß ethnozentrischen Rechten – und deshalb werden die postmodernen Pluralisten am Ende zutiefst reaktionär und ausschließend, wie es die PC Gedankenpolizei bezeugt." Carlton atmete tief durch und lachte. „Nun ja, Jessesmaria."

     „Jesusmaria ? Gut. Ich meine, das Hauptproblem beim Versuch, über die Tatsachen mit sowohl den Konservativen als auch den Liberalen zu streiten, ist dass ihre Fakten größtenteils korrekt sind.," bot Charles Morin an. „Ich meine, du hast das erwähnt, Lesa. Es ist zum Beispiel nicht so, dass Amerika nicht die Hand im Spiel hat bei Millionen von Toden rund um die Welt, wie die Liberalen sagen. Das Problem ist, dass jene Fakten eine Auswahl aus Millionen anderer Fakten in diesem Fall sind, und typische Liberale, die durch eine orange oder grüne Linse schauen, werden und können einfach nicht sehen, welche anderen Fakten gleichermaßen relevant sein könnten. Deshalb werden sie diese Fakten auch nicht berichten. Ihre Gesamtinterpretationen werden daher fürchterlich schief sein. Wie Lesa sagte, legen besonders Liberale eine sehr starke Betonung auf die rechten oder äußeren Faktoren und berichten daher niemals über die linken oder inneren Faktoren, die ebenso wichtig sind -- und gewöhnlich wichtiger -- beim Entscheiden von Angelegenheiten als äußere Faktoren. Doch ihre äußeren Faktoren sind generell korrekt, wenn auch höchst selektiv, und indem sie jene Fakten diskutieren, sind sie deshalb davon überzeugt, dass sie in ihrer Analyse absolut richtig liegen -- oder jedenfalls richtiger als alternative Interpretationen."

„Oh, sie sind oft korrekter als die Alternativen, weil die Alternativen noch bescheuerter sind!" warf Fuentes ein.

„Ja, klar, darüber gibt es keinen Streit. Doch der Konservative kommt nun an – Huntington ist ein feines Beispiel – und sagt zu dem Liberalen (um es mit unseren Worten zu sagen): ‚He, warten Sie einen Moment, ihr Liberalen argumentiert orange Ökonomie oder grüne Menschenrechte, doch das meiste der Welt – so etwa 70% von ihr – ist auf Rot und Blau. Es geht nicht um Geld oder Rechte; es geht um Kultur und Identitäten. Und ihr Liberalen könnt gerade nicht sehen, dass die größten Bedrohungen in der heutigen Welt von einem Kampf der Kulturen und Werte kommen, nicht Materie oder Geld – sie kommen von roten Stämmen und blauen religiösen Fanatikern."

     „Richtig", sagte Jefferson. „Ihr wisst, eines der großen Rätsel der modernen Soziologie ist immer gewesen: weshalb geht Religion nicht weg ? Mit ‚Religion' meinen Soziologen natürlich die gemeine purpurne Magie und rot-blaue Mythen. Sie meinten, dass die orange Rationalität mit all dieser Magie und den Mythen ein Ende machen würde – und als dies definitiv nicht geschah, kratzten sie sich die Köpfe. Doch die erstaunlichste Sache bei der Entwicklungsspirale ist, dass jeder, in jeder Kultur, auf Platz 1 geboren wird, auf Beige geboren wird und seine Entwicklung von dort machen muss. Deshalb produziert die Welt, wann und wo immer Menschen Sex haben, einen frischen Nachschub an roten Stämmen und blauen Fundamentalisten. Weil eben jeder bei Beige beginnt und sich durch jene Wellen hindurch entwickelt – wieder und immer wieder. Und wenn diese roten und blauen Abteilungen nicht in einer orangen oder höheren Kultur aufwachsen, werden sie nichts anderes als Rot und Blau bleiben; ihre Aktionen werden nicht in einer Kultur enthalten sein, die ihnen postkonventionelle Verhaltenskodices auferlegt (wie zum Beispiel solche: Du darfst nicht jemanden erschießen, weil er eine andere Religion hat als deine). Und deshalb werden auf die eine oder andere Weise jene egozentrischen und ethnozentrischen Kulturen allen weltzentrischen Kulturen den Krieg erklären. Natürlich werden auch die roten und blauen Subkulturen in orange-grünen Gesellschaften den weltzentrischen Werten den Krieg erklären, wie die Straßenbanden jeder amerikanischen Stadt und die Tele-Evangelisten es bescheinigen werden. Doch früher oder später werden die weltzentrischen Werte das herausfinden."

„Herausfinden, mit anderen Worten, dass die wirklichen Bedrohungen nicht per se von anderen Kulturen kommen, sondern von den niedrigeren Ebenen der Bewusstseinsentwicklung in jeder Kultur, einschließlich der eigenen – UND jene ‚niedrigeren Ebenen' sind und werden immer ein entscheidender Bestandteil und ein Fundament aller höheren Ebenen sein, deshalb kann man sie nicht...nun, man kann sie nicht erschießen, vergasen, unterjochen, unter Druck setzen oder ausgrenzen, weil sie buchstäblich unsere eigenen Wurzeln sind – und deshalb ist es gemäß der Primären Direktive unsere Pflicht, die Gesundheit der gesamten Spirale zu beschützen und zu fördern und nicht irgendeine bestimmte Welle oder Meme, wie ‚niedrig' sie auch immer erscheinen mögen."

„Der faschistische Zug – der Auschwitz-Zug – hat die Entwicklungshierarchie vage verstanden, doch er hat unwissend und bösartig gemeint, man könne die Wurzeln abschlagen und die Blätter werden trotzdem weiter gedeihen. Der kommunistische Zug – der Gulag-Zug – hat ebenso vage die Entwicklungshierarchie verstanden, doch er hat unwissend und bösartig gemeint, man könne den egalitären Wurzeln helfen, indem man die Blätter abhackt. Faschismus zerstört das, was es als niedriger erachtet, um dem Höheren zu helfen; der Kommunismus macht es umgekehrt. Blöde Scheißer, alle beide. Man kann nicht die Spirale halbieren und erwarten, dass die andere Hälfte weiterlebt.

„Nun, um zum Punkt zurückzukommen", lächelte Jefferson. „Welchen Handlungskurs wir auch einschlagen, wir brauchen – zuerst und vor allem – eine sehr viel integralere Analyse der nationalen und internationalen Situation, eine Analyse aller Quadranten, Ebenen und Linien – AQUAL – eine integrale Historiografie der gegenwärtigen Zustände, um eine angemessenere Antwort zu verstehen. Anders können wir nicht wirklich sagen, was eine angemessene Antwort sein soll, weil niemand – und ich meine niemand – zuerst die integrale Analyse unternommen hat. Ich fürchte, dass wir selbst einfach nicht alle nötigen Informationen haben, viel davon ist geheim, die uns mit einem AQUAL-Überblick weitermachen ließen. Ein weiterer Grund dafür, dass wir integrale Führer hier und auswärts benötigen."

     „Das ist es, weshalb wir so wenigen politischen Kommentatoren auf der Szene trauen," fügte Morin hinzu. „Wie ich gerade sagte, gibt es nicht bloß so etwas wie gerade nur die Fakten berichten, weil alle Fakten eine Selektion sind, und jede Selektion wird durch eine Wertlinse gesehen. Fakten werden nicht von Werten geschaffen, doch sie werden von ihnen selektiert. Der blaue Konservative wird von den Aktivitäten eines abscheulichen weltweiten Netzwerks von Terroristen berichten. Das ist wahr. Blau wird dann sagen, dass dies ein klarer Fall von Gut gegen Böse sei und dass wir unschuldig angegriffen wurden. Doch grüne Liberale werden betonen, dass viele jener Terroristen tatsächlich von Amerika trainiert worden seien. Dies ist auch wahr. (Usama bin Laden wurde von der CIA trainiert und einberufen, um gegen die Sowjets in Afghanistan zu kämpfen – einige sagen, um die Sowjets zu reizen, überhaupt zu kämpfen.) Grüne Liberale werden dann sagen, dass wir offensichtlich durch unsere eigenen Aggressionen und Machtbestrebungen leiden, und wenn wir nicht unsere Methoden änderten, hätten wir kein Recht, anderen die Schuld zuzuweisen. Und so geht die Schlacht der endlos fragmentierten Interpretationen weiter. Beide Faktensammlungen sind wahr; doch beide Interpretationen sind parteiisch, verzerrt, verdreht und verdrehend. Nur nach einer zu handeln, wird zu mehr Problemen als zu Lösungen führen."

„Was ich ständig höre", sagte Powell, „ist dass Amerika die große idealistische Show vorträgt, sie jedoch selten oder niemals auch verwirklicht. ‚Wir beschützen den Frieden und die Freiheit' sind nur amerikanische Kodewörter für ‚meine Freiheit, euch kulturell zu dominieren und zu vergewaltigen.'

„Natürlich kann Amerika seine Ideale nicht in die Tat umsetzen," antwortete Carlton, „weil wir – wie jeder andere auch – rote und blaue Memes überall verstreut haben, die die höheren Strukturen für ihren eigenen moralisch schwerfälligen oder sogar kriminellen Nutzen als Geiseln nehmen. Dies ist kein Grund, die höheren Strukturen selbst zu verdammen, auch wenn sie, weiß Gott, selbst auch nicht perfekt sind. Noch einmal: man muss die realistischen Optionen bedenken, im Hinblick auf die Historiografie der Welt, um Glaubwürdigkeit und Schuld einzuschätzen. Natürlich muss man nicht darüber reden, dass irgendein Land so groß und mächtig wie Amerika überall den Anderen auf die Zehen tritt, und dass die Welt ein Recht hat, dies übelzunehmen. Doch bei diesem Bild muss auch eine Art Ausgeglichenheit vorkommen."

      „Deshalb heißt die Frage: Was ist der integrale Ansatz für diese Situation ?" sagte Morin. Es herrschte eine lange Stille, doch dann brach jeder in ein lärmendes Gelächter aus.

     „Ja, und was genau ist die Antwort zu Gott, Leben, Universum und Alles ?"

„Du hast auch nicht die Antworten des dritten Rangs auf die Attacke beschrieben," sagte Margaret Carlton, indem sie Lesas Hand sacht berührte. Wieder einmal fühlte ich Elektrizität in meinem Körper.

      „Ein Wunder auf einmal," lachte Joan.

„Lasst uns das versuchen," schlug Morin vor. „Lasst uns die generelle Antwort der transpersonalen oder spirituellen Wellen auf diese Attacke der Terroristen diskutieren, dann eine Pause machen und über einen integralen Gesamtansatz für das Problem nachdenken. Wie hört sich das an ?"

Jeder nickte. Jefferson schaute um sich. „Okay, wer möchte die Runde über die Antwort des dritten Rangs anführen ? Wie soll ich das taktvoll ausdrücken....Von wem meinen wir, dass er die Antwort des dritten Rangs am besten versteht?" Nach einigen Augenblicken der Stille sagten verschiedene Stimmen entweder „Joan" oder „Lesa".

„Joan, Liebes, du machst es doch, ja ?" fragte Lesa. „Ich bin total erschossen".

   Aus irgendeinem Grund blickte Joan direkt mich an, der Himmel kollidierte mit dem Himmel und ließ eine glänzende Unendlichkeit frei, Sterne tauchten in den Synapsen meines Gehirns auf, ein krachender Donner ersetzte das Schlagen eines zerrissenen und zerfetzten Herzens – alles in einer Nanosekunde. Joan: wie kann ich es ihr je vergelten ?